Frau Lobnig, der Countdown zu den Olympischen Spielen tickt. Wie schauen Ihre letzten Wochen vor dem Abflug nach Tokio aus?
Lobnig: Ich war letzte Woche auf einem Trainingslager in Deutschland. Nach ein paar freien Tagen geht es für mich ab Sonntag bis 5. Juli an den Weißensee, wo ich unter anderem mit dem deutschen Team einige Einheiten runterspulen werde. Das kleine aber feine österreichische Team, meine Schwester, Nationaltrainer Robert Sens und Kurt Traer werden mich in meiner letzten Vorbereitungsphase unterstützen. Im Gegensatz zu den letzten Trainingswochen werde ich nun meine Trainingsumfänge etwas reduzieren. Das heißt kürzere, aber dafür sehr harte Einheiten. Am 6. Juli geht es für mich weiter nach Wien, wo die offizielle Einkleidung erfolgt, die Verabschiedung beim Bundespräsidenten werde ich allerdings auslassen. Ich will keinerlei Risiko eingehen und so knapp vor Olympia Kontakte so gut es geht vermeiden.
Sie reisen am 15. Juli nach Tokio. Warum die doch etwas knappe Anreise?
Wir haben uns für eine späte Anreise entschieden, weil in Tokio aufgrund der Pandemie sehr strenge Auflagen herrschen. Ich wollte das Risiko eines Lagerkollers minimieren. Um dem Jetlag etwas zu umgehen, werden ich bereits einige Tage vor dem Abflug meinen Tages- und Schlafrhythmus ändern. Dann sollte mir die Akklimatisierung vor Ort auch hoffentlich etwas leichter fallen.
Sie sind noch nie auf der Regattastrecke in Tokio gerudert, welche Informationen haben Sie darüber?
Ich habe gehört, dass es meistens ein recht welliges und unruhiges Gewässer ist, manchmal kann es aber auch ganz glatt sein. Wellen sollten meinem Stil etwas entgegenkommen. Einige Konkurrentinnen werden aufgrund der dort herrschenden Verhältnisse aber sicher schlechter schlafen als ich.
Apropos Konkurrenz: Wie schätzen Sie das Teilnehmerfeld ein?
Ich bin im Weltcup gegen fast alle Konkurrentinnen gestartet. Das Spitzenfeld ist äußerst eng zusammen, es ist für mich alles drinnen. Ich brauche vor niemandem Angst haben, bin sehr optimistisch. Natürlich wird aber auch viel von der Tagesform abhängen.
Wie sehen Sie sich selbst nach Ihren starken Weltcup-Leistungen?
Ich bin in den letzten Jahren sicher konstanter geworden. Es ist bei den Regatten jetzt leichter, für mich das Halbfinale zu überstehen, ich muss mich nicht schon vor dem Finale voll auspowern. Dadurch habe ich auch für das entscheidende Rennen mehr Reserven.
Haben Sie in Tokio eine bestimmte Platzierung als persönliches Ziel ausgerufen?
Ich bin vor vier Jahren in Rio de Janeiro Sechste geworden. Diese Platzierung will ich in diesem Jahr toppen. Sollte ich aber wieder auf dem sechsten Platz oder so landen, aber eine perfekte Leistung abgeliefert haben, werde ich auch zufrieden sein.
Nach Rio 2016 ist Tokio Ihre zweite Teilnahme an den Olympischen Spielen. Sind sie mental nun stärker für dieses Großereignis?
Das wird sich zeigen. Ich kann nur sagen, dass ich sehr hungrig bin und mich schon jetzt mental auf Tokio vorbereite. Erfreulich ist, dass ich beim Weltcup in Luzern einige harte Rennen absolvieren und äußerst gut bilanzieren konnte. Diese Tatsache stimmt mich sehr positiv für die Olympischen Spiele.