Die heute in Ivrea, Italien, beginnende Europameisterschaft der Kanuten warf im Vorfeld einige Schatten voraus. Im österreichischen Team gab es in den letzten Tagen und Wochen etliche Streitigkeiten zwischen Verband, Cheftrainer Helmut Oblinger und einzelnen Sportlern. Auslöser ist der vom Verband geforderte Leistungsnachweis für die eigentlich bereits fix für die Olympischen Spiele qualifizierten Aktiven. Das betrifft die beiden Kärntner Nadine Weratschnig und Felix Oschmautz sowie Viktoria Wolffhardt. Sie benötigen für die Teilnahme in Tokio noch eine Leistungsbestätigung in Form von entweder einem Finaleinzug oder zwei Semifinaleinzügen bei der EM oder beim Weltcuprennen in Prag (11.-13. Juni).
„Die Nerven liegen blank“, bestätigt auch Helmar Steindl, Leiter des Kärntner Landesportzentrums für Kanusport und führt weiter aus: „In einem Olympia-Jahr ist es immer so, dass die Athleten sich einer Leistungsüberprüfung unterziehen müssen. Im Gegensatz zu anderen Sportarten kann im Wildwasser-Slalom aber immer etwas unvorhersehbares passieren. Der Druck, der auf den Athleten lastet, ist auf jeden Fall groß, dennoch ist der geforderte Leistungsnachweis, meiner Meinung nach, berechtigt und fair.“ Die äußerst schwierige Kunststrecke in Ivrea mit großem Höhenunterschied macht die Aufgabe für die heimischen Kanuten nicht gerade leichter. Dennoch ist Steindl überzeugt: „Unter normalen und fairen Bedingungen werden sowohl Nadine (Anm.: Weratschnig) als auch Felix (Anm.: Oschmautz) ihre Leistung abrufen können und das endgültige Olympiaticket fixieren können. Sie haben sehr gute Chancen zumindest das Finale am Sonntag zu erreichen.“
Dass es in der Vergangenheit besonders zwischen Weratschnig und Trainer Oblinger immer wieder zu Reibereien gekommen ist, ist kein Geheimnis. „Es gab immer wieder Sticheleien zwischen den beiden, die Fronten sind verhärtet“, erzählt Steindl, der als Vermittler für den Verband aufgetreten ist und auf eine korrekte Behandlung seines Schützlings Weratschnig hofft: „Sie hat gute Chancen bei den Olympischen Spielen eine Medaille zu holen. Dafür muss aber auch das Umfeld passen.“ Laut Oblinger hat sich die Situation mittlerweile aber wieder beruhigt, die Wettkämpfe in Norditalien können also kommen.
Heute und am Freitag finden die Qualifikationsläufe statt, am Samstag bzw. Sonntag folgen Semifinale und Finale. Im eher unwahrscheinlichen Fall, dass den Kanuten der Leistungsnachweis nicht gelingt, würden Ex-Weltmeisterin Corinna Kuhnle beziehungsweise Mario Leitner wieder ins Spiel um die Tickets für die Olympischen Spiele kommen.