Sie haben Ihr Versprechen wahr gemacht und sich den Sieg in ihrem Wohnzimmer im Sportpark Klagenfurt geschnappt. Wie fühlt es sich an?
JASMIN OUSCHAN: Die Erleichterung ist riesig, es fiel ein enormer Druck und Stress ab. Derzeit bin ich anderen Sphären. Es war ein Wunsch, daheim vor meiner Familie und Freunden zu gewinnen. Damit ist echt ein großer Traum für mich in Erfüllung gegangen und das nach einer sehr, sehr schweren Zeit, die wir hinter uns haben.
Sie sprechen damit den frühen Tod ihres Vaters an, dazu kam die Doppelbelastung als Athletin und Organisatorin. Wie steckt man solche Strapazen weg?
Man muss, so hart es klingt, seine Ziele weiterverfolgen. Jeder weiß, dass das Leben oft nicht einfach ist, aber man kann es nicht ändern, deshalb hab’ ich versucht, diesen Tunnelblick zu bekommen und mich auf meine Aufgaben zu fokussieren. Es hat mir auch Kraft gegeben, dass ich gesagt habe, jetzt gewinne ich erst recht fürn Papa.
Der Kuss in den Himmel war also ganz klar, wem er gehört.
Ja, der war für ihn. Er ist jetzt unser Glücksengerl und dieser Sieg gehört ihm. Er hat noch im Krankenhaus gesagt, dass er zur Euro-Tour fit werden muss, das blieb ihm leider verwehrt, aber er ist immer bei uns. Ich hab’ so irgendwie versucht, diesen Schmerz in etwas Positives umzuwandeln. Das hat geklappt.
Es war Ihr insgesamt 16. Euro-Tour-Titel. Ihre erste Verfolgerin hat gerade einmal fünf . . .
Stimmt, wobei sie noch um ein ganzes Eck jünger ist als ich, doch ich hab’ etwas vorgelegt und hoffe, dass ich meinen Vorsprung weiter ausbauen kann. In der Weltrangliste stehe ich derzeit in den Top 16, da ist allerdings noch Potenzial nach oben da. Mein Ziel ist es, wieder die Nummer eins zu werden.
Was hat Jasmin noch alles vor?
Heute leg’ ich einen Ruhetag ein, um herunterkommen, und dann geht schon die Vorbereitung los. Am 4. November hebt der Flieger nach Atlanta ab, danach steht das letzte Euro-Turnier in Treviso auf dem Programm und Anfang Dezember wartet die WM in China.
Und wann sind die Männer auf der Tour wieder fällig?
(Lacht). Aller Voraussicht nach sieht der Plan so aus, dass ich kommende Saison ab Beginn der Eurotour, dürfte so ab Februar sein, auch wieder bei den Männern eingreifen werde. Ich möchte mich diesen Winter neu ausrichten, weil ich jetzt wieder das Gefühl habe, dass es Sinn macht und ich hab’ richtig Lust darauf. Bei den Herren zu spielen, tut in erster Linie meinem Spiel extrem gut. Nach oben könnte noch viel möglich sein.