„Ich könnte dort überall wohnen, wo es ‚Running Sushi‘ in Japan gibt“, schmunzelt Kärntens Eis-Queen Vanessa Herzog. Die Weltmeisterin von 2019 weilt seit vergangenen Freitag in Nagano – der Schauplatz für den anstehenden Eisschnelllauf-Weltcupauftakt. Der Erfolgshunger sei natürlich nach wie vor nicht gestillt, doch auf etwaige Prognosen will sich die 29-Jährige nur ungern einlassen, da ihre neue Starttechnik noch einem „russischen Roulette gleicht. Rekord, gestürzt, gestrauchelt.“

Der Tiefstart sei dementsprechend ein absolutes Muss gewesen, „denn es ist meine einzige Chance für Olympia 2026 und ich will ja nicht auf der Nudelsuppe daherschwimmen. Es ist ein Riesenaufwand und so eine Umstellung ist nach 15 Jahren Hochstart nicht einfach, aber das müssen wir riskieren. Ich beschreibe es am besten so: Fünf von sechs Starts werden gut gehen, einer nicht“, verdeutlicht die Ferlacherin und betont: „Einen Start kann man nur dann trainieren, wenn man ihn voll durchzieht. Die Adduktoren müssen einer maximalen Belastung ausgesetzt werden. In einer Session sind realistisch gesehen vier volle Starts möglich und für eine Automatisierung benötigt es tausend davon“, konkretisiert Herzog, die im Mai bei einem Rad-Training gegen ein Auto krachte und sich mehrfach überschlug. Dabei zog sich die Wintersportlerin multiple Fingerbrüche sowie zahlreiche Abschürfungen und blaue Flecken am gesamten Körper zu. „Den Schock habe ich zum Glück nach einer kurzen Zwangspause schnell überwunden.“

„Da merkt man, was Grenzen sind“

Überwinden muss sie sich auf ihrem Terrain freilich nicht. Das griffige Eis in Nagano scheint Herzog entgegenzukommen. Die ersten Trainingseinheiten haben demnach ihr Soll erfüllt. „Du hast viel Halt, nur im letzten Teil vom Abdruck bricht das Eis etwas weg“, erklärt die Mehrkampf-Europameisterin 2019, die in der Vorbereitungsphase ein achtwöchiges Trainingscamp in Salt Lake City absolvierte und sich in den USA mit Olympiasiegern, Weltmeistern und Rekordhaltern messen konnte. „Es waren brutale Trainings, ab und zu habe ich das Gefühl verspürt, dass ich zusammenbreche. Da merkt man, was Grenzen sind“, verriet die mehrfache Weltcupsiegerin. Der fehlende Speed machte ihr zuerst etwas zu schaffen, „aber durch spezifisches Training hat es sich inzwischen gut eingependelt“, meint ihr Ehemann und Trainer Tom Herzog, dessen Parkinsonerkrankung das Erfolgsduo bestens im Griff hat.

„Das größte Problem ist der Jetlag, da du aufgrund der Zeitverschiebung die Medikamenteneinnahme um Stunden verschieben musst. Schon eine 15 bis 30 minütige Verlegung kann diverse Reaktionen auslösen, aber mir geht es besser als letztes Jahr. Die ersten Jahre waren nicht einfach, doch mittlerweile haben wir einen guten Umgang mit diesem Thema gefunden.“