Abenteuer, Extreme und diverse Limits ausreizen sind absolut sein Ding. Daraus hat Kärntens Kanu-Ass Mario Leitner nie ein Geheimnis gemacht. Auf seiner To-Do-Liste setzte sich heuer Pakistan durch. Eine Premiere für den Glanegger, der angesprochen auf den gefürchteten Indus, mit 3180 Kilometer der längste Fluss auf dem indischen Subkontinent, ins Schwärmen gerät. „Er ist einer der schwierigsten Flüsse auf der Welt, entspringt in Indien und schießt quasi durchs Karakorum. Und in die besagte Rondu-Schlucht zieht es in dieser Jahreszeit immer zahlreiche Kajakfahrer, weil man eben sehr schweres Wildwasser vorfindet. Es ist sehr reizvoll.“
Doch bei diesem dreiwöchigen Männertrip mit sechs Freunden wurde dem dreifachen Kanu-Vize-Europameister die Strömung beinahe zum Verhängnis, wie er schildert: „Ich hatte bei einer Stelle einen Linienfehler und habe die Strömung falsch eingeschätzt. Das Wasser hat mich zwischen die Steine hineingedrückt. Die größte Gefahr beim Wildwasser-Kajakfahren ist, dass man direkt unter die Steine reinkommt und steckenbleibt. Dieser Gefahr sind wir uns bewusst“, verdeutlicht der Kärntner gegenüber der Kleinen Zeitung und betont, „dass wir genau an der Stelle jemanden mit einem Sicherheitsseil stehen hatten, sodass ich mit dem Schock davongekommen bin“, so der U23-Europameister, der zugibt, „dass ich bestimmte Warnzeichen nicht wahrgenommen habe und trotzdem die Stelle nicht gemieden habe. Daraus habe ich sehr viel gelernt und weiß, was ich nicht mehr machen soll. Aber für mich ist es eben der perfekte Ausgleich zum Profisport.“
„Ich habe mich überwunden“
Nicht selten fällt die Aussage, dass man nach einem Sturz vom Pferd am besten wieder schnell aufsteigen soll und so wagte sich der 27-Jährige tags drauf wieder aufs Wasser. „Ich habe mich überwunden, da ich sonst wahrscheinlich mein Leben lang Angst davor hätte. Aber die schweren Stellen habe ich ausgelassen“, erzählt der Olympiateilnehmer in Rio 2016, der am Montag aus Pakistan zurückgekehrt ist.
Die Saison glich für den WM-Bronzenen im Extreme-Slalom einer regelrechten Achterbahnfahrt. Bei seiner letzten Chance für das Olympiaticket schrammte Leitner bei der Europameisterschaft als Zweiter nur knapp an Gold vorbei, „aber Felix hatte so einen großen Vorsprung, dass es sich trotzdem nicht mehr ausgegangen ist. In einer Randsportart muss man um jeden Quotenplatz kämpfen.“ Dementsprechend stehen die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles bereits hoch im Kurs.
Von nun an wird im Olympiazentrum in Klagenfurt wieder geschwitzt, bevor die Kanuten im Februar ein Trainingscamp auf La Réunion absolvieren. Die Insel liegt rund 700 Kilometer östlich von Madagaskar. „Zuletzt waren wir in Dubai, aber jetzt muss einmal ein Destinationswechsel her. Dort ist ein künstlicher Wettkampfkanal, wird sicher lässig.“