Exakt zehn Jahre alt war Marco Gantschnig, als der GAK 2007 das letzte Mal vor dem besagten Erfolg am Samstag gegen WSG Tirol, den letzten Bundesligasieg gefeiert hat. Der Steinfelder kann in seiner bisherigen Zeit bei den „roten Teufeln“ praktisch ein Buch schreiben. „Das war so was von Balsam für die Seele. Ich weiß nicht, wer nicht auf diesen einen Sieg gewartet hat. Ich hoffe, die Balken im Schädel sind endlich gelöst, denn teilweise wussten wir nicht mehr weiter. Es ist so viel zusammengekommen, es gab Gedanken ohne Ende, warum wir nicht gewinnen können“, offenbart der kopf- und zweikampfstarke Kärntner.

Von Partystimmung war keine Rede, denn „wir sind in keiner Situation, in der wir feiern können“. Während man in der 2. Liga nach Niederlagen der Grazer „suchte“, lief man in der Bundesliga diesem Sieg Runde für Runde hinterher. „Das war ja das Bittere, da wir ja oft nicht schlecht gespielt haben. Sowohl gegen Salzburg als auch gegen Rapid haben wir Unentschieden gespielt und da wäre in beiden Partien mehr möglich gewesen. In der 2. Liga wussten wir oft nicht, wie wir tatsächlich gewonnen haben.“ Diese bewusste Energie haben die Steirer in der Bundesliga lange vermissen lassen. „Wir müssen weiter viel Aufwand betreiben, um ein Tor zu schießen.“

„Da ist oft echt viel gegen uns gelaufen“

Diesbezüglich schneidet der 27-Jährige ein Thema an, das niemand unter den Teppich kehren will. „Wir haben uns mit Gernot Messner wirklich sehr viel aufgebaut, aber es leider nicht geschafft, unsere Chancen zu verwerten. Da ist oft echt viel gegen uns gelaufen. Rene Poms macht es mit seinen Prinzipien ähnlich. Jeder weiß, was er zu tun hat, jeder hat seine Aufgaben zu erledigen. Das müssen wir verinnerlichen“, verdeutlicht der flexible Verteidiger, der in seiner Jugend den Schritt in die Sturm-Graz-Akademie gewagt hat. Eine Phase, die ihn einerseits prägte, andererseits aber auch ziemlich zweifeln ließ. „Es war teilweise eine sehr schwierige Zeit. Ich war im Internat und kannte hier so gut wie niemanden.“ Seine Skepsis löste sich schließlich in Luft auf, „da ich für den Fußball lebe. Man muss sich auch mal durchbeißen und es hat sich gelohnt“, verdeutlicht „Gantsche“, dessen Idol Sergio Ramos ist.

Ob seine Rituale – vor jeder Begegnung müssen es Nudeln sein und er schlüpft zuerst in den rechten Schuh – tatsächlich Einfluss auf seine Performance haben, hinterfragt er nach wie vor. Privat der introvertierte Typ – wobei man ihm das aufgrund seiner Tattoos oft nicht glaubt – lässt der passionierte Kletterer und Tourengeher am Rasen seinen Emotionen freien Lauf. „Der Heißläufer bin ich nur am Feld.“

Am Sonntag ging es für den Kicker, dessen Vertrag bei den Grazern bis Sommer 2026 läuft, in Richtung Heimat. „Ich bin ein absoluter Familienmensch, freue mich auf die zwei Tage.“