Nach über 300 Spielen für Austria Wien zog der Klagenfurter Alex Grünwald 2022 einen Schlussstrich unter seine aktive Fußballkarriere. Seine Kicker-„Pension“ war allerdings nur von kurzer Dauer. Vor seinem Engagement beim SV Stripfing war der Kärntner bei den „Veilchen“ in der Marketingabteilung tätig und für Partner-Akquise und -Betreuung zuständig. Damals gab der 35-Jährige, der Business Administration mit Schwerpunkt Sales studiert hat, offen zu: „Wenn man sein ganzes Leben Fußball gespielt hat, ist es schwierig, etwas zu finden, das einen erfüllt.“
Nun fungiert er bei Stripfing, dem Kooperationsverein der Wiener Austria, als Sportdirektor und interimistischer Chefcoach. Eine Challenge, wie er verriet: „Die Niederlage gegen Voitsberg war nicht zufriedenstellend, aber das Set-Up stimmt. Ich bin überzeugt, dass wir es hinbekommen. Dass Ergebnis- und Erfolgsdruck vorhanden sind, ist logisch, aber das war ich ja auch als Spieler gewohnt“, verdeutlicht Grünwald, dessen Doppelfunktion allerdings keine Dauerlösung ist.
Stripfing rangiert in der 2. Liga aktuell vier Punkte vor Tabellenschlusslicht Lafnitz, doch „Grüne“ ist guter Dinge. „Es liegen noch 20 Spiele vor uns. Es ist eine junge Mannschaft mit einem guten Charakter, die Potenzial hat. Jetzt müssen es die Jungs nur noch herauskitzeln. Dass Unsicherheit zu spüren ist, ist klar, deshalb versuche ich selbst Sicherheit auszustrahlen. Das ist nicht immer alles so einfach.“
„Egoisten mag ich überhaupt nicht“
Sein Fokus liegt darauf, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, die Organisation im Griff zu haben und Kaderentscheidungen direkt zu kommunizieren. Absolute No-Gos sind Respektlosigkeit und fehlende Wertschätzung. „Egoisten mag ich überhaupt nicht.“ Die UEFA-B-Lizenz hat der Ex-Kapitän der Wiener absolviert, „die A-Lizenz wird irgendwann folgen. Wenn man in der Sportbranche ist, darf man sowieso nie etwas ausschließen“, meint Grünwald, der nach wie vor kein typischer Anzugträger ist.
Beruflich unter Dauerstrom hält ihn privat inzwischen nicht nur sein zweieinhalbjähriger Sohn Lio auf Trab. Am 19. September erblickte Töchterchen Lana das Licht der Welt. „Es geht rund, vor allem in der Kombi aus Familie und Job“, so Grünwald, der beim Laufen abschalten „muss. Es fällt mir oft nicht leicht, weil mir ständig Gedanken durch den Kopf schwirren. Aber noch bin ich jung und hab‘ Energie.“