Sie wollte nach dieser „Ohrfeige“ nicht so mir nichts dir nichts aufgeben. „Im ersten Moment wusste ich aber nicht, ob überhaupt oder wie es weitergeht. Es gab zuerst viele offene Fragen.“ Und auch wenn es ihr sehr viel Mut abverlangt hat und es ein radikaler Schritt gewesen sei, war sie nach ihrem ÖSV-Kader-Aus bereit für einen Neuanfang. Kärntens Speed-Spezialistin Nadine Fest habe anfangs nicht versucht ihre Emotionen zu verstecken, doch sie hat Momente des Rückzugs gesucht. Der Startschuss fiel zu jenem Zeitpunkt, „als ich wusste, dass mir ein Servicemann zur Verfügung gestellt wird. Das ist wirklich das Wichtigste und da bin ich echt dankbar dafür“, verdeutlicht die 26-Jährige, die einen sogenannten Mittrainierer-Status beim ÖSV bezieht.

Der Sommer sei „anders, speziell gewesen“, aufgrund gewisser Wendungen. Der Fokus lag darauf, die Stärken um einiges zu stärken und die Schwächen so mitzuziehen, um nach und nach auf sie aufbauen zu können. „Ich habe versucht qualitativ hochwertig zu trainieren und dennoch alles unter einen Hut zu bekommen. Mein Alltag war strukturierter als davor“, erklärt Fest, die jahrelang in einer Blase gelebt hat, in der man „viel um sich nicht mehr sieht. Ich glaube, dass ich mich erst richtig selbst kennenlerne.“ Sie macht auch dementsprechend kein Geheimnis daraus, „dass es mich an meine Grenzen gebracht hat.“

„Das war letztlich eine Handvoll“

Der Arriacherin wurde insofern bewusst, dass jener Weg, den sie bisher gegangen ist, sie genau dorthin gebracht hat, wo sie war. „Deswegen musste und durfte ich etwas Gravierendes verändern. Ich muss gestehen, dass ich auch in meinem Umfeld aufgeräumt habe und dafür neue, coole Menschen kennengelernt habe.“ Gerade in solchen Lebensabschnitten wird einem schließlich ungewollt vor Augen gehalten, wer hinter einem steht. Da habe sie gemerkt, wer tatsächlich noch da ist. „Das war letztlich eine Handvoll, aber auf diesen Kern kann ich bauen.“

Zuletzt absolvierte die zweifache Junioren-Weltmeisterin, die inzwischen auf Head unterwegs ist, mit der Europacupgruppe in Chile ein dreiwöchiges Schneetrainingslager – inklusive gemeinsamer Trainingseinheiten mit der Weltcup-Ost-Gruppe. „Ich bin super im Team integriert und habe sehr gute Möglichkeiten sowie Trainings. Da ich weiß, dass vermutlich noch einiges auf mich zukommt, nütze ich solche Gelegenheiten aus. Der Chile-Trip war enorm wertvoll“, konkretisiert die Revier-Inspektorin und schwärmte von den idealen Bedingungen. „Ich habe wieder Adrenalin gespürt.

„Derzeit fühle ich mich extrem wohl“

Es heißt also Leistung zu liefern, zu performen und sobald Qualifikationen in greifbare Nähe rücken, bereit zu sein. „Ich weiß aber, dass ich nicht in der Position bin, um zu fordern.“ Den Weltcupkalender habe sie dennoch „im Kopf. Es ist logischerweise das Ziel, aber ich setze mich nicht selbst unter Druck. Wenn die Form stimmt, kommt der Rest. Derzeit fühle ich mich extrem wohl, das merkt man an mir und meiner Laune gleich.“