Es sind jene Gedankenspiele, für die Spitzensportler brennen. Schauplatz Gelsenkirchen bei Flutlicht, Samstagabend, Topspiel der Runde, Auftaktduell in der zweiten deutschen Bundesliga zwischen Schalke 04 und Eintracht Braunschweig. Es war genau genommen alles angerichtet. Die Vorbereitung lief bis dahin optimal, er schien topfit gewesen und auf alles vorbereitet zu sein.
„Die Chancen im Tor zu stehen waren ziemlich gut. Seit der Auslosung habe ich mich nur dort spielen gesehen, vor 62.000 Zusehern. Auf einen Schlag war plötzlich einfach alles weg und dir wird bewusst, dass für ein paar Monate gar nichts geht. Die Zeit bis zur Operation hat richtig weh getan“, gewährt Braunschweig-Goalie Tino Casali persönliche Einblicke, nach dem er sich zwei Wochen vor dieser Begegnung eine schwere Verletzung zugezogen hatte. Der 28-jährige Oberkärntner wurde im Training von einem Mitspieler unglücklich am rechten Knie getroffen.
„Ich will mich davon definitiv nicht aufhalten lassen“
Die anschließende Diagnose nach der Magnetresonanztomographie kam einem Schock gleich: Teilriss des vorderen Kreuzbandes sowie Riss des Außenbandes – mehrmonatige Zwangspause inklusive. Der ehemalige Altach-Schützling von Miro Klose wurde in Innsbruck operiert. Dort absolviert er seine ersten sporttherapeutischen Einheiten – von Physio, Lymphdrainage, Strombehandlungen über Athletiktraining bis hin zur Wassertherapie. „Ich bin von 8 bis 17 Uhr eingeteilt. In ein, zwei Wochen geht‘s nach Kärnten und dort arbeite ich mit meiner Therapeutin. Ich will mich von der Verletzung definitiv nicht aufhalten lassen“, erklärt Casali, auf den einst Superstar Erling Haaland zustürmte.
Eine Tatsache hatte der 1,92-Meter-Hüne, der mit 19 Jahren bei der U20-WM im Tor stand, direkt verinnerlicht: „Mir ist wichtig, dass alles verheilt. Ich werde nichts überstürzen, um kein Risiko einzugehen. Ich habe noch überhaupt nicht im Blick, wann ich wieder spielen kann, sondern nur, dass ich endlich die Krücken weglegen kann“, verriet der Keeper, der von seiner Professionalität sowie seiner Athletik lebt und im Fitnessbereich nichts dem Zufall überlässt.
„Ich muss zurück in den Alltag finden“
Im Augenblick denkt der Paradeathlet, dessen Vertrag in Braunschweig 2025 ausläuft, nur in „ganz kleinen Schritten. Alles andere ist derzeit weit weg. Jetzt muss ich zurück in den Alltag finden“ – und macht kein Geheimnis daraus, dass die Ungeduld garantiert „hinten raus eine tragende Rolle spielen wird. Davon bin ich sogar überzeugt“, meint Casali, der von einem „unfassbaren“ Zuspruch der Fans spricht. „Ich bekomme täglich Nachrichten. Das gibt einem ein gutes Gefühl, wenn niemand dran zweifelt, dass ich aus der Phase gestärkt herauskomme.“ Die größte Herausforderung sei momentan, „die Jungs trainieren und spielen zu sehen und ich nicht dabei sein kann“.