Leben nach dem Motto ‚no risk, no fun‘ – das haben Lara Vadlau/Lukas Mähr verinnerlicht. Kurz vor den Olympischen Spielen in Frankreich hat sich das 470er-Segelduo nämlich mit dem routinierten US-Amerikaner Morgan Reeser einen neuen Coach geangelt. „Das war ins Blaue rein, aber er war mein absoluter Wunschtrainer. Er macht eigentlich nur Big-Boot-Sachen, doch ich habe ihn so lange genervt, bis er sich erbarmt hat“, erzählt die 30-Jährige mit einem Schmunzeln.
Der angestrebte Medaillencoup scheint bisher perfekt aufzugehen. Nach sechs von zehn Wettfahrten haben die Österreicher vor dem Marina du Roucas-Blanc in Marseille die Führung übernommen und liegen aktuell mit 17 Zählern bei einem Streichresultat vor Jordi Xammar/Nora Brugman (ESP/22) und Keiju Okada/Miho Yoshioka (JPN/23). „Es ist jetzt wichtig, am Boden zu bleiben. Es warten noch einige Rennen und es wird definitiv bis zum Schluss extrem spannend bleiben. Die Bedingungen sind schwierig, der Wetterbericht macht es einem nicht leichter. Es war aber eine gute Entscheidung, dass wir das gute Material vor zwei Jahren zur Seite gelegt haben und jetzt erst ausgepackt haben. Es ist nämlich definitiv schneller.“
Sie weiß ihre Prioritäten zu setzen
Angesprochen auf jene Disqualifikation am ersten Tag, verriet Vadlau: „Totale Sch****, ich habe gedacht, jetzt ist alles aus und vorbei.“ Doch die Harmonie zwischen ihr und Vorschoter Mähr könnte jedenfalls nicht besser sein. „Was mir schon ganz am Anfang aufgefallen ist, dass, wenn wir aufs Boot steigen, sind wir gleich völlig bei der Sache. Da gibt es kein links oder rechts. Und genau das könnte unser Erfolgsrezept werden“, meint der Bregenzer, ein akribischer Arbeiter, ein Routinier, der taktisch jederzeit aushelfen kann.
Die 30-Jährige bringt mit viel Disziplin, ungemeinem Ehrgeiz, Intuition sowie Talent das bestmögliche Rundumpaket mit. Geniestreiche inklusive, denn sie besitzt die Gabe, den Wind im Vorfeld zu erahnen. Darüber hinaus sucht sie permanent nach Innovationen und geht unentwegt an ihre Grenzen und darüber hinaus. Vadlau ist sportbesessen, unersättlich, der Typ Bauchmensch und weiß als Perfektionistin ihre Prioritäten zu setzen. Privat kommt gelegentlich die Chaos-Queen, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt, zum Vorschein. Mit DFB-Nationalspielerin Lea Schüller hat sie vor viereinhalb Jahren ihr „perfect match“ gefunden.
Mit den Olympischen Spielen hat die Doppel-Weltmeisterin übrigens eine Rechnung offen. 2016 in Rio de Janeiro zerstörte schließlich ein verbogener Mast ihre Medaillenträume. „Damit waren wir chancenlos. Wenn man sich vier Jahre darauf vorbereitet und es nicht funktioniert, ist man frustriert. Daran habe ich lange genagt.“
„Ich hatte einen Masterplan im Kopf“
Es war ein Schlag ins Gesicht, „doch der Moment hat mich gelehrt, dass ich selbst Verantwortung für mich übernehme und es keine Kompromisse gibt“, verdeutlicht die Maria Rainerin, die 2017 mit gerade einmal 23 Jahren ihre bis dahin so erfolgreiche sportliche Karriere beendete und nach fünf Jahren Abstinenz ihr Segelcomeback wagte. Dazwischen schloss das Multitalent den „Bachelor of Medicine“ mit einem Notenschnitt von 1,1 ab. „Es hat halt wieder in mir geschlummert und ich hatte einen Masterplan im Kopf“, sagt die Heeresleistungssportlerin, die sich jeder Herausforderung stellt.
Das soll das Stichwort sein. Am Montag und Dienstag warten je zwei weitere Wettfahrten auf Vadlau/Mähr, am Mittwoch geht‘s ins Medal Race (15.40 Uhr). „Wir müssen ruhig bleiben, die Nerven behalten und es durchziehen.“