Es ist ein nahezu unlösbares Problem: Wie schafft man es, mit einem Wingsuit zu fliegen, ohne zuvor mit der Hilfe eines Flugzeuges, Helikopters oder künstlich errichteter Absprungkanten in die Höhe gekommen zu sein? Der Deutsche Max Manow setzte sich das Ziel des ersten "vollautonomen" Fluges und hatte Erfolg: Mithilfe einer eigens konstruierten Aufhängung an seinem Flügelanzug, aus welcher der Gleitschirm in der Luft abgetrennt werden kann, ging er in die Lüfte und flog am "Märchenschloss" Neuschwanstein vorbei; spektakuläre Bilder natürlich inklusive.
Los ging es für den 34-jährigen Manow mit einem Paraglider am 1666 Meter hoch gelegenen Gleitschirmstartplatz an der Tegerlbahn über Schwangau. Nach rund zweieinhalb Kilometer langem Flug kappte er schließlich in etwa 600 Metern Höhe seinen Schirm und ging in den Wingsuit-Flug über. Schwung holt er sich zunächst im freien Fall, ehe er in einen kontrollierten Wingsuitflug überging und mit einer Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h am Märchenschloss vorbeiflog. Nach 17 Sekunden Flug öffnete er seinen Fallschirm und landete sicher. Den abgetrennten Gleitschirm barg der Athlet schließlich ebenso selbst; der "vollautonome" Flug war damit gelungen.
"Ich hatte schon lange die Idee, mit meinem Wingsuit an Orten zu fliegen, die bislang aufgrund fehlenden Absprungs oder ohne Heli nicht möglich sind. Ich bin sehr erleichtert, stolz und froh, dass ich das alles so hinbekommen habe, wie ich mir das gewünscht habe", meinte Manow. Der erfahrene Basejumper und Fallschirmspringer hat rund 10.000 Sprünge absolviert und erdachte das System für das Abtrennen des Gleitschirms selbst: "Er ist mit einem Trennungssystem in den Wingsuit eingehängt. In verschiedenen Testflügen habe ich herausgefunden, wie ich den Gleitschirm abtrennen und beschweren kann, damit er in einem Radius von 100 Metern auch genau dort landet, wie ich es geplant habe."