Die Skisprung-Bewerbe bei den European Games in Polen bleiben fest in österreichischer Hand. Daniel Tschofenig führte am Donnerstag beim Normalschanzen-Bewerb der Männer in Zakopane zunächst einen österreichischen Doppelerfolg vor Jan Hörl an. Danach holte das Duo gemeinsam mit Sara Marita Kramer und Jacqueline Seifriedsberger Gold im Mixed-Bewerb von der Normalschanze. Am Dienstag hatte Seifriedsberger im Einzel ebenfalls Gold gewonnen, Sara Marita Kramer Bronze.
Tschofenig legte den Grundstein für den souveränen Sieg schon im ersten Durchgang. Nach einem Sprung auf 104 Meter lag der 21-jährige Kärntner da 5,4 Punkte vor Deschwanden. In der Entscheidung kam er mit 104,5 m noch etwas weiter und baute seinen Vorsprung mit 270,3 Zählern auf 7,6 Punkte aus. Hörl (262,7) sprang im zweiten Durchgang mit 104,5 drei Meter weiter als der Schweizer (258,0) und zog somit noch an ihm vorbei. Der Bewerb war am Mittwoch wegen starken Windes nach 41 von 54 Springern abgebrochen worden und wurde einen Tag später bei besseren Verhältnissen neu gestartet.
Für Tschofenig war es der erste große Einzelerfolg in seiner Karriere bei den Erwachsenen. Zakopane bleibt für ihn ein äußerst fruchtbarer Boden. Bei der Junioren-WM 2022 hatte er dort mit Titel im Einzel, Team und Mixed gleich drei Goldmedaillen auf der Kleinschanze abgeräumt. Anfang diesen Jahres hatte er zudem im Weltcup auf der Großschanze die Qualifikation für sich entschieden und einen Tag später mit seinen Kollegen auch den Teambewerb.
"Es waren zwei sehr coole Sprünge. Die Formkurve zeigt immer weiter nach oben, die Schanze liegt mir. Hier komme ich gerne öfter her", verlautete Tschofenig. "Dass Jan Zweiter wurde und es auch bei den Mädels schon so gut gelaufen ist, macht es natürlich noch schöner." Gerechnet hatte "Tschofe" keinesfalls mit dem Triumph. "Letzte Woche bin ich noch ein bisschen verzweifelt im Training. Ich hatte fast Bedenken, dass es peinlich werden könnte. Hier hat es dann aber vom ersten Sprung an gut gepasst", sagte der Sieger.
Auch Peking-Team-Olympiasieger Hörl war glücklich. "Auf der Kleinschanze ist es nicht leicht, aber ich habe es im Wettkampf gut auf den Punkt gebracht. Silber bei den Europaspielen hört sich großartig an", gab der 24-Jährige zu Protokoll. Nach Mixed-Gold war die Freude bei Hörl noch größer. "Ich fliege auf jeden Fall mit Übergepäck nach Hause, das freut mich sehr. Im Team ist es immer besonders schön, gemeinsam mit den Mädels und Daniel ganz oben zu stehen, ist genial", so Hörl, der bereits heiß auf den Bewerb am Samstag ist: "Meine Stärken hatte ich eigentlich immer auf der Großschanze."
Auf die große Schanze in Zakopane freut sich auch Kramer, der Damen-Bewerb steigt bereits am Freitag. "Ich mache weiterhin Schritte nach vorne, das stimmt mich sehr positiv. Ich habe das Gefühl, dass die 'alte Sara' wieder zurückkommt, das kommt mir auf der Großschanze im Normalfall zugute."
Für Seifriedsberger sind die Europaspiele mit zwei Goldenen bereits vor dem letzten Bewerb ein großer Erfolg. "So etwas erträumt man sich insgeheim, aber dass es tatsächlich so aufgeht, ist unglaublich. Es war ein toller Wettkampf von uns vier. Allein ist es auch schön, zu viert aber noch schöner."
Mindestens zwei Goldmedaillen nimmt auch Tschofenig mit nach Hause. "Mittlerweile darf man sagen, dass das meine Schanze ist", erklärte der Kärntner, der mit seinen Landsleuten im Mixed völlig ungefährdet war - am Ende hatten sie 62,6 Punkte Vorsprung auf die Silbermedaillengewinner aus Norwegen. Österreich hält damit bei den European Games bei sieben Mal Gold, vier Mal Silber und sechs Mal Bronze.