Wenn ein großer Sportler zurücktritt, trifft es einen gefühlt unvorbereitet. Ganz gleich, ob es seit Jahren nur eine Frage der Zeit war, bis der Moment eintritt. Roger Federer ist einer dieser wenigen großen Sportler, dessen Aura und Präsenz aber weit über den Sport hinausgehen.
Die Erfolge des Schweizers aufzuzählen, würde nahezu jeden Rahmen sprengen – aber eine Zahl muss man immer und wieder hervorheben: 237 Wochen oder viereinhalb Jahre lang war der 20-fache Grand-Slam-Sieger durchgehend die Nummer eins der Welt, galt nahezu als unschlagbar, vor allem auf dem "heiligen Rasen" – und wurde dort mit acht Siegen zu "King Roger".
Aber es sind nicht nur die sportlichen Erfolge, die den 41-Jährigen auszeichnen. Stets fair, frei jeglicher Eskapaden, immer höflich und zuvorkommend. Starallüren? Fehlanzeige! Eher Understatement. Auf dem Platz dank seines eleganten, effizienten Spielstils ein Maestro, abseits davon ein Sir. Dabei war der junge Roger einst ein Zornbinkerl; bis er sich selbst eines Besseren belehrte, vom Saulus zum Paulus wurde und Generationen von Tennisspieler:Innen, Sportler:Innen und viele andere mehr inspirierte und begeisterte.
Der erste der Big Three beendet also seine Karriere, aber nicht ohne sich noch einmal beim von ihm mit seinem Management ins Leben gerufenen Laver Cup, dem Kontinentalduell im Tennis, von seinen Fans zu verabschieden. Dort an seiner Seite: Rafael Nadal und Novak Djokovic. Auch bei den anderen beiden Allzeitgrößen ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis sie Lebewohl sagen – und auch deren Rücktritte werden einen gefühlt unvorbereitet treffen.
Vielleicht ein wenig tröstlich: Jahrelang glaubte man, dass die Lücke, die die Big Three hinterlassen werden, nicht zu schließen sei. Carlos Alcaraz, Jannik Sinner oder Casper Ruud nährten zuletzt zumindest Hoffnung, dass es auch ein Tennisleben nach Roger Federer geben wird. Auch wenn es unmöglich ist, die Lücke seines Abtritts zu füllen; es wird neue Wege geben müssen.
Was sie nicht nehmen: Die Erinnerung an die vielen schönen Tennismomente, die uns Roger Federer schenkte. Danke dafür, Roger!