Die Skispringer gehen in ihre zweite Olympiahälfte. In den beiden Großschanzen-Bewerben sind für Österreichs Männer-Team die Chancen auf einen Medaillenzuwachs durchaus gegeben, den Auftakt macht am Samstag (12.00 Uhr MEZ) die Einzelkonkurrenz. ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl blieb mit dem Normalschanzen-Zweiten Manuel Fettner sowie Stefan Kraft, Jan Hörl und Daniel Huber bei seinem Team vom kleinen Bakken, alle vier haben sich am Freitag auch souverän qualifiziert.

Aber besonders die Norweger und die Slowenen haben nicht nur an den zwei Trainingstagen einen starken Eindruck gemacht, sondern auch in der Ausscheidung. Die brachte einen norwegischen Doppel-Erfolg durch Marius Lindvik (135 m) und Halvor Egner Granerud (133,5), der Slowene Peter Prevc (131) wurde Dritter. Österreichs Nachbarland hat mit Mixed-Gold sowie Gold und Bronze bei den Frauen bisher abgeräumt und präsentiert sich weiter stark.

Kraft mit starker Leistung

Vierter der Qualifikation wurde bei etwas schlechteren Windbedingungen mit 128,5 m Stefan Kraft, schon am Tag davor der bestimmende rot-weiß-rote Teilnehmer. Fettner qualifizierte sich als Elfter (128). Der Tiroler hatte an den beiden Trainingstagen davor von sechs Sprüngen nur deren zwei absolviert, legte am Donnerstag eine Pause ein. Daniel Huber wurde Quali-14. (126) und Jan Hörl 15. (127).

Huber hatte die Schanze schon nach dem ersten Abtasten mit der großen von Planica verglichen. "Vielleicht ist das ein kleiner Heimvorteil für die Slowenen." Einschüchtern lassen sich der Salzburger und seine Kollegen davon aber nicht, besonders Fettner. Der Tiroler strotzt vor Selbstvertrauen und Selbstsicherheit, ging am Vortag zur Entscheidung der Männer im Snowboardcross und war wie schon bei den Parallel-Rennen Zeuge eines ÖOC-Olympiasiegs.

Schafft Kobayashi das Double?

Erfolg gibt eben Zuversicht und den Glauben an die Stärke, wie Normalschanzen-Olympiasieger Ryoyu Kobayashi beweist. Der japanische Vierschanzentournee-Sieger pausierte am Donnerstag ebenfalls, und schickt sich an, ein gar nicht so seltenes Double aus beiden Einzel-Titeln bei Winterspielen zu verwirklichen. 2002 in Salt Lake City und 2010 in Vancouver hatte das der noch immer aktive Schweizer Simon Ammann geschafft, 2014 in Sotschi der nun weiter chancenreiche Pole Kamil Stoch.

Neben Fettner dürfen die österreichischen Fans aber vor allem auch auf Kraft setzen. Der Salzburger hat mit WM-Gold in Oberstdorf den bisher letzten großen Titel auf einem großen Bakken eingeheimst und kam auf der "Snow Ruyi"-Anlage in Zhangjiakou immer besser zurecht. "Eine richtig lässige Schanze", signalisierte der Salzburger, dass er sich wohlfühlt. Die Knochen-Arbeit im Jänner an seinen Problemchen wie der Symmetrie nach dem Absprung trägt nun Früchte.

Einzelmedaille tut gut

Denn schon seine Kleinschanzen-Leistung sei "sehr cool gewesen", so Kraft, auch wenn der Mixed-Bewerb mit den Disqualifikationen und Rang fünf schwierig und emotional gewesen sei. Kraft: "Ich habe das schnell und gut analysiert." An Fettners Silber würden er, Hörl und Huber sich aufziehen: "Das tut unserem ganzen Team gut, wenn wir wieder einmal eine Einzelmedaille haben. Er (Fettner, Anm.) strahlt vor Selbstvertrauen. An dem können wir sicher festhalten."

Er sei aber schon im ersten Bewerb dieser Spiele nah dran an Fettner und im Mixed der beste männliche Springer hinter Kobayashi gewesen. "Das zeigt, dass ich das kann. Das Wichtigste ist Konstanz, mit der bekommt man mehr und mehr Selbstvertrauen", erklärte Kraft auf Nachfrage der APA – Austria Presse Agentur. Huber scheint noch etwas weiter weg, aber auch er zieht sich an.