Arvid Auner liebt die Stille, bevor sich in einem Finale die Starttore öffnen. Wenn alle anderen Fahrer bereits unten sind, nur ab und an ein Funkgerät zu hören ist, während die Anspannung ins schiere Unermessliche steigt. In Bansko durfte der Grazer dieses „magische Gefühl“ beim Parallelslalom wieder einmal spüren. Zum zweiten Mal stand er im Finale eines Weltcuprennens. „Ich bin nicht der Typ, der dann oben steht und sich denkt: Hey, ich bin eh schon Zweiter, egal was passiert. Ich will gewinnen.“ Der Sieg ging sich nach einem Fehler nicht aus, den feierte der Italiener Maurizio Bormolini. "Dennoch ist das ein sehr emotionaler zweiter Platz für mich. Er ist ein Befreiungsschlag“. Bei den Damen war Julie Zogg nicht zu biegen. Im Endlauf biss sich Daniela Ulbing an der Schweizerin die Zähne aus.
Am Vortag scheiterte Auner nach der besten Zeit in der Qualifikation im Viertelfinale, wurde Fünfter. Er freute sich über die Platzierung mit der gewohnten Lockerheit, die Auner umgibt. Als wäre alles im Fluss, ohne dass er groß grübeln müsste. „Ich bin auch locker“, sagt der Grazer und lacht, „aber wenn mir etwas wirklich wichtig ist, werde ich zum akribischen Arbeiter. Dann mache ich mir sehr viele Gedanken.“ Und so hat er sich auf die Fehleranalyse gemacht – mit Erfolg. „Ich arbeite stets hart an mir und suche die Fehler auch nicht woanders, sondern bei mir. In dieser Saison hat immer wieder etwas nicht geklappt, aber ich habe immer herausgefunden, was es war und daran gearbeitet.“
Beim zweiten Rennen in Bulgarien ging es dann auf. „Wenn ich meinen Stiefel runter bringe, dann bin ich schnell.“ Im Endlauf fuhr er auf dem schwierigeren, blauen Kurs und ein kleiner Fehler kostete ihn den Sieg. „Ich bin dann trotzdem fertig gefahren. Für mich. Ich wollte das ordentlich zu Ende bringen.“
Mit dem zweiten Platz hat er sich auch im internen Kampf der ÖSV-Equipe Raum verschafft. „Der Druck in unserem Team ist sehr groß. Jedes Mal ist einer vorne, jedes Mal ein anderer. Da will man sich natürlich selbst auch empfehlen.“ Das kann er schon bald ein weiteres Mal tun, denn gleich nach dem Rennen ging es per Flieger über Wien nach Vancouver. Und die lange Zeit im Flieger nutzte Auner wieder für sein zweites Standbein. „Ich arbeite an kreativen Projekten für meine Film-Firma“, sagt er. Aber der Flug ist auch eine willkommene Auszeit von den sozialen Medien, auf denen er sehr aktiv ist. „Ich liebe es, mit den Menschen zu kommunizieren und ihnen einen Einblick in mein Leben und den Sport zu geben. Aber da oben hat man kein Netz, kann nichts posten und so kann ich auch einmal ganz gut abschalten.“