Es war die umstrittenste WM, die es jemals gab. Vor allem sportpolitisch. Auf dem Spielfeld wussten die Akteure aber oft zu überzeugen – Enttäuschungen gab es trotzdem. Die Tops und Flops der Winter-WM in Katar.
TOP
Marokko
Dass der Halbfinalist in der Liste der Tops ist, überrascht nicht. Die Afrikaner haben als erste Nation ihres Kontinents die Runde der letzten Vier erreicht und somit Geschichte geschrieben. Siege über Belgien, Spanien und Portugal sprechen eine deutliche Sprache. Ob man mit der aktuellen Nummer 22 der Weltrangliste auch künftig rechnen kann, wird sich erst zeigen. Erfolge zu bestätigen ist ja bekanntlich schwieriger, als Erfolge erstmals zu feiern.
Olivier Giroud
Seit Jahren ist Olivier Giroud wohl einer der unterschätztesten Fußballer der Welt. Mit seinen 36 Jahren gehört der Angreifer bereits zum alten Eisen, und doch prägte er Frankreichs Nationalteam bei diesem Turnier wie kaum ein anderer Spieler. Der Stürmer vom AC Milan stellte mit seinem 53. Nationalteamtor zudem einen Rekord auf, überholte damit Thierry Henry als besten Torschützen der französischen Teamgeschichte. Den Ausfall von Real-Superstar Karim Benzema machte Giroud vergessen.
Lionel Messi
Es war die letzte Weltmeisterschaft des Superstars. Und nach der Blamage am ersten Spieltag gegen Saudi-Arabien (1:2) sah es ganz danach aus, als würde das Turnier für den 35-Jährigen schnell zu Ende sein. Danach zeigte der Offensivkünstler aber, warum er zu den Größten aller Zeiten gehört, führte er die "Gauchos" mit überragenden Leistungen bis ins Endspiel.
Südkorea und Japan
Die Co-Gastgeber von 2002 zeigten auch 2022 auf. Japan beförderte Deutschland in der Gruppenphase mit dem 2:1-Sieg gegen die DFB-Auswahl und dem 2:1-Sieg über Spanien ins Tal der Tränen und frühzeitig nach Hause. Im Achtelfinale verloren die Japaner, die einmal mehr Sympathiepunkte sammelten, weil sowohl Fans als auch Spieler die Stadien immer im perfekten Zustand hinterließen, im Elfmeterschießen gegen Kroatien. Südkorea schied ebenfalls im Achtelfinale aus, beim 1:4 gegen Brasilien war man chancenlos. In der Gruppenphase sicherte sich mit einem 2:1-Sieg über Portugal den Einzug in die K.o.-Phase.
FLOP
Deutschland
Seit dem WM-Titel 2014 geht es für die DFB-Auswahl bergab. Sowohl bei der WM-Endrunde 2018 als auch diesmal in Katar war das Turnier bereits nach der Gruppenphase zu Ende. Spielerisch konnte die Truppe von Teamchef Hansi Flick nie auch nur annähernd das zeigen, was man von einer deutschen Nationalmannschaft erwarten dürfte. Der Mythos der "Turniermannschaft" ist wohl nicht mehr zeitgemäß.
Belgien
Kevin de Bruyne, Thibaut Courtois, Romelu Lukaku oder Eden Hazard zählen ohne Zweifel zu den besten ihrer Zunft. Aber die belgische "Goldene Generation", die im FIFA-Ranking zwischenzeitlich sogar auf dem ersten Platz gelegen war und nun immer noch Zweiter ist, hat es einmal mehr verpasst, einen Titel zu gewinnen. Und damit viele Fans enttäuscht. Zudem soll es innerhalb des Teams zu Spannungen gekommen sein. Ein Großteil der Kaderspieler sind bereits über 30, die nächste WM wird wohl mit einer neuen Spielergeneration in Angriff genommen werden müssen.
Zuschauer
Es war schon irritierend, die leeren Sitzplätze – vor allem in der Gruppenphase – zu sehen. Und auch die offiziellen Zahlen irritierten. Teilweise wurden mehr Fans als Zuschauer angegeben, als offiziell eigentlich ins Stadion gepasst hatten. Die FIFA korrigierte die Stadionkapazitäten daraufhin. Stimmung kam vor allem bei Spielen Marokkos, Argentiniens und Mexiko auf. Ansonsten war es in Ordnung, aber sicher nicht die stimmungsvollste WM.
Gianni Infantino
Der FIFA-Präsident machte sich außerhalb Katars während dieses Turniers nicht besonders viele Freunde. Mit fragwürdigen Aussagen wie: "Heute fühle ich mich schwul" und ähnlichem sorgte er für Kopfschütteln. Dazu posaunte er hinaus, die beste WM aller Zeiten gesehen zu haben. Diese Meinung hatte er wohl exklusiv.