Das "B-Wort" fiel im Vorfeld dieser Fußball-Weltmeisterschaft bei vielen Fußball-Fanatikern öfter, als bei allen WM-Endrunden zuvor. Zahlreiche Fans kündigten an, das Turnier in Katar zu boykottieren und tatsächlich spiegelt sich das auch in den österreichischen TV-Zahlen wider.
Wie eine Analyse des "Havas Village Wien" zeigt, entsprechen die durchschnittlichen Zuschauerzahlen von 518.000 in der Gruppenphase etwa einem Rückgang von 15 Prozent gegenüber der WM 2018. Die Gründe dafür sind vielfältig, da mehrere Faktoren bei dieser Endrunde eine Rolle spielen. Eine kürzere Gruppenphase mit Spielen um 11 Uhr vormittags, fehlende Public Viewings, die beginnende Ski-Saison und die kurze Pause zwischen nationalen Klubfußball-Bewerben und der WM sind nur einige davon.
Deutschland schienen diese Aspekte noch härter zu treffen, als die heimische TV-Landschaft. Laut einem Bericht des "Spiegel" sanken die Zuschauerzahlen im Nachbarland um mehr als 50 Prozent - obwohl die deutsche Nationalmannschaft zumindest an der Gruppenphase dieser WM teilnahm.
Besonders begeistert und kritisch
Natürlich spielt dabei aber auch die Kritik am Gastgeberland eine gewichtige Rolle. Während der Gruppenphase ergab eine repräsentative Umfrage des "Havas Village Wien", dass 50,1 Prozent der Befragten die Spiele der Weltmeisterschaft im TV verfolgen, bei den 15- bis 29-Jährigen sind es sogar 64 Prozent.
Jene Zuseher, die diesmal nicht im WM-Fieber sind, führen den Boykott auf die schlechte arbeitsrechtliche Situation (48,9 Prozent), die Unterdrückung der LGBTQIA+-Community (40,6 Prozent) und den Korruptionsverdacht um die Vergabe des Turniers (34,7 Prozent) zurück. Bei der jungen Zielgruppe, den 15- bis 29-Jährigen, sind diese Gründe noch intensiver ausgeprägt. 56,7 Prozent bemängeln die arbeitsrechtliche Situation, 52,7 Prozent den Umgang mit der LGBTQIA+-Community. Männlichen Zusehern sind vor allem die Korruptionsvorwürfe (43 Prozent) und die geringe Fußballkultur im Land (20,3 Prozent) ein Dorn im Auge.