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Sein Heimatland zu verlassen ist nie eine leichte Entscheidung. Doch Hassan Hakimi und Saida Mouh taten es trotzdem. Ihre Wahl, von Marokko nach Spanien auszuwandern, verhalf einem ihrer Söhne später zu einer Karriere als Profifußballer. Es handelt sich um den marokkanischen Nationalspieler Achraf Hakimi. Obwohl er für das nordafrikanische Land alles gibt, ist er doch irgendwie Spanier, was das heutige Duell zu einem ganz besonderen macht.
Im November 1998 kam Hakimi in Madrid zur Welt. Seine Eltern lebten damals von Lohnzettel zu Lohnzettel. Die Mutter putzte Häuser in der spanischen Hauptstadt, sein Vater war ein Straßenverkäufer. "Ich komme aus einer bescheidenen Familie, die Probleme damit hatte, sich das Leben zu finanzieren", sagte Hakimi einst in einem Interview. Mittlerweile verdient der 24-Jährige genug, um seiner Familie ein angemessenes Leben zu finanzieren. "Heute kämpfe ich jeden Tag für sie. Sie haben alles geopfert für mich", erzählt der Spanisch-Marokkaner weiter.
Fußball war schon immer ein Teil seines Lebens. Im Alter von sieben Jahren kam er zu Real Madrid. "Arra", wie ihn seine Mitspieler in der spanischen Hauptstadt nannten, verbrachte seine ganze Kindheit und Jugend in Spanien und stand im Alter von 17 Jahren vor einem Schockmoment. Als er für Real Madrid Castilla, das Reserveteam der Königlichen spielte, wurde er plötzlich von der FIFA gesperrt. Der Grund dafür war, dass der Weltfußballverband die Klubs dahingehend untersuchte, ob sie illegal minderjährige Spieler aus dem Ausland im Kader haben. Für Hakimi war dies eine sehr komplizierte Zeit, denn er wusste nicht, wann er wieder spielen durfte. Die Entscheidung der FIFA, Hakimi kurzzeitig zu sperren, verstand niemand. Seine Familie und Berater vermuteten, dass der Verband nur auf seltene und ausländisch klingende Namen achtete. So wurde er bestraft, ohne es verdient zu haben.
Der marokkanische Verband überzeugte ihn sofort
In Spanien erkannte man das Talent des jungen Außenverteidigers. Doch die Versuche, ihn für die U19-Auswahl des Landes zu überzeugen, stoßen auf taube Ohren. Eine wichtige Rolle dabei spielte Rabie Takassa, Scout für den marokkanischen Fußballverband in Spanien. Im Jahr 2010 entdeckte er den damals zwölfjährigen Hakimi und lernte ihn immer besser kennen. Sogar der technische Direktor des Verbandes reiste nach Madrid, um ihn kennenzulernen. "Wir präsentierten ihm unser Projekt und ich denke, er hatte nie irgendwelche Zweifel", sagte Takassa über die geplante Einberufung Hakimis. Klarerweise ist Spanien eine weitaus erfolgreichere Nationalmannschaft und mit ihr hätte Hakimi mehrere Titel holen können, doch wann er zu einer Stütze dort geworden wäre, wäre in den Sternen gestanden. Der marokkanische Verband interessierte sich schon sehr früh für ihn und setzte ihm einen Einsatz bei der WM 2018 vor Augen. Zusätzlich kommen seine Eltern aus dem nordafrikanischen Land, was die Entscheidung, für die "Löwen vom Atlas" zu spielen, schlussendlich sehr einfach machte.
Vor vier Jahren in Russland traf der aktuelle Paris-Saint-Germain-Profi schon in der Gruppenphase auf Spanien. Das Duell endete 2:2, was für die Marokkaner den Abschluss der Weltmeisterschaft bildete. Es war das bisher einzige Duell gegen sein Heimatland. Heute Abend in Katar wird es für Marokko nicht nur wegen des ersten Achtelfinals seit 1986 eine besondere Partie, sondern insbesondere auch für den Jungen aus Madrid.
Christoph Kolland