Es braucht wohl noch eine Weile, bis Fußball-Deutschland das zweite Gruppen-Aus in Folge bei einer WM verdaut hat. Das 4:2 gegen Costa Rica im abschließenden Gruppenspiel war letztlich zu wenig, weil die japanische Sonne dank des 2:1-Erfolgs gegen Spanien am Ende ganz oben am Himmel der Gruppe E erstrahlte. Aber nicht etwa die ein, zwei Millimeter oder rotierende Spanier im Parallelspiel waren verantwortlich für das frühzeitige Aus der DFB-Elf, denn auch Verteidiger Antonio Rüdiger wusste: "Wir sind selbst schuld."
Deutschland verabschiedet sich am Ende der Gruppenphase – vor den noch ausstehenden vier Spielen am Freitag – mit der mit Abstand höchsten Expected-Goals-Rate (xG) aller 32 WM-Teilnehmer. 10,4 Mal (Quelle: www.fotmob.com) hätte der Ball in den drei Spielen der Deutschen den Weg ins gegnerische Tor finden sollen, sechs tatsächlich erzielte Tore standen am Ende zu Buche. Die Ineffizienz vor dem Gehäuse wurde den Deutschen schließlich zum Verhängnis.
Alleine gegen Costa Rica hat Deutschland eine höhere xG-Zahl aufgewiesen als 29 der restlichen WM-Teams im gesamten Turnierverlauf. In drei Spielen kamen Argentinien auf 6,3, Frankreich auf 7,4 – Deutschland in nur einem Spiel auf 6,06. Gemäß dieser Statistik hätten die Deutschen in jedem ihrer Gruppenspiele als Sieger vom Platz gehen müssen, nur gegen Costa Rica (1,11 xG) war das auch der Fall. "Wir müssen uns an der eigenen Nase packen", wusste auch Kai Havertz, der zwei Tore gegen Costa Rica erzielt hatte. "Wir hatten genug Chancen, gegen Japan und Spanien zu gewinnen." Denn sowohl bei der 1:2-Niederlage gegen Japan (3,09 zu 1,46) als auch beim 1:1 gegen Spanien (1,29 zu 0,62) hatte Österreichs Nachbar die Nase vorne.
Doch die Deutschen waren nicht das einzige Opfer der eigenen Ineffizienz, auch Belgien (4,8 xG) und Kanada (4,4 xG) scheinen als Sechster und Siebenter weit vorne in diesem Ranking auf, mussten aber ebenso bereits die Heimreise aus Katar antreten. Belgiens Romelu Lukaku alleine hätte in nur einer Halbzeit 1,73 Mal treffen müssen, vergab aber mehrmals frei stehend vor dem gegnerischen Tor. Auf der anderen Seite hat Australien mit einer akkumulierten xG-Rate von nur 1,7 das Achtelfinal-Ticket gebucht, erzielten daraus aber drei Treffer. Auch Marokko (2,4 xG, 4 Tore) und die Niederlande (2,4 xG, 5 Tore) machten aus wenig viel und stehen in der K.o.-Phase.
Deutschland hingegen muss nach 2018 die nächste selbstgemachte Blamage aufarbeiten.