Es war der 16. Oktober 2004 in Barcelona. Es stand das Stadtderby zwischen dem FC Barcelona und Espanyol an. In der 82. Minute beim Stand von 1:0 für den FC Barcelona wurde ein 17-jähriger Argentinier eingewechselt, der im Jahr 2000 nach Spanien gekommen war. Sein voller Name: Lionel Andrés Messi Cuccitini. Es war der Beginn einer legendären Karriere. Für die argentinische Nationalmannschaft gab er sein Debüt am 17. August 2005 in einem Freundschaftsspiel gegen Ungarn. Lothar Matthäus stand zu der Zeit an der Seitenlinie der Europäer. Und just ihn könnte er bei einem Finaleinzug in Katar 2022 übertrumpfen.
Der damalige Teenager Messi fiel bei seiner Nationalteam-Premiere nur negativ auf. Er war eine Minute auf dem Feld und musste es prompt wieder verlassen. Für eine Tätlichkeit bekam er die Rote Karte. Doch es sollte besser werden. Der Junge aus Rosario, nach der Einwohnerzahl die drittgrößte Stadt Argentiniens, wurde zur Legende in seinem Heimatland und zum designierten Nachfolger von Diego Maradona gemacht. Es folgten viele Tore, Aufreger und Rekorde.
Eine große Karriere
Lionel Messi spielte 778-mal für den FC Barcelona in Spanien, erzielte 672 Tore und hat in Spanien einen Status erreicht, der wohl schwer zu überbieten ist. Im Jahr 2021 verabschiedete er sich unter Tränen zu Paris Saint-Germain, wo er bisher 53-mal auflief und 23 Tore schießen konnte. Im Kampf um den Ballon d'Or lieferte er sich jahrelang knappe Duelle mit Cristiano Ronaldo. Die begehrte Trophäe für den besten Spieler eines Jahres konnte er bisher siebenmal gewinnen. Für die argentinische Nationalelf spielte er 168-mal, wobei er 93 Tore erzielte. Auf Klubebene hat er alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mit der "Albiceleste" hat er im vergangenen Jahr zwar nach langem Warten den Pokal der Copa América in die Höhe stemmen können, doch ihm fehlt noch ein großer Titel – der Sieg bei einer Weltmeisterschaft.
Seine erste WM-Endrunde war 2006 in Deutschland, wo seine Mannschaft im Viertelfinale gegen den Gastgeber verloren hat. 2010 waren es wieder die Deutschen, die im Viertelfinale eine Nummer zu groß für die Südamerikaner waren. An das Finale vor acht Jahren in Brasilien können sich wohl noch viele erinnern. Den Argentiniern stand erneut die deutsche Mannschaft gegenüber. Messi wollte sein Land als Kapitän zum Titel führen, doch Mario Götze machte diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. Die Enttäuschung war auch bei der vergangen WM in Russland groß, als schon im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Frankreich Endstation war. Deutschland kann Messi heuer nicht mehr im Weg stehen, Frankreich frühestens im Finale. Sollte die "Albiceleste" bis zum 18. Dezember im Turnier bleiben, würde der 35-Jährige Lothar Matthäus als Rekordspieler in WM-Endrunden überholen – freilich angenommen, er spielt in jedem Spiel. Der Rekordspieler Argentiniens bei Weltmeisterschaften ist er ohnehin schon.
Der Superstar in der Kritik
Seit seinem Wechsel steht er immer wieder in der Kritik der Presse und der eigenen Fans. Er sei nicht derselbe wie in Spanien und spiele teilweise nicht mit vollem Einsatz. Außerdem ist er Umweltschützern ein Dorn im Auge. Laut mehreren Berichten benütze er sein Privatjet sehr oft und sehr gern, was einen sehr hohen CO₂-Ausstoß zur Folge hat. Es kommt zusätzlich dazu, dass er als Werbe-Ikone für den Tourismus in Saudi-Arabien auftritt. Und genau dieses Saudi-Arabien will sich für die Fußball-WM 2030 bewerben, ebenso wie Argentinien mit Uruguay, Paraguay und Chile. Nun befindet sich Messi in einer Zwickmühle.
Nichts zu hinterfragen gibt es beim heutigen Spiel gegen die "Socceroos" aus Australien bei der Frage nach dem Favoriten. Diese sind überraschenderweise als Gruppenzweiter hinter Frankreich, aber vor dem Geheimfavoriten Dänemark aufgestiegen. Ein Außenseiter ist bei einem Turnier nie zu unterschätzen. Lionel Messi erzielte in den bisherigen drei Spielen zwei Treffer, doch verschoss auch zwei Elfmeter. Nach der überraschenden Auftaktniederlage gegen Saudi-Arabien schafften sie den Aufstieg doch noch. Der Mitfavorit des Turniers kann weiter hoffen, dass ihr Starspieler den ersten WM-Titel der Karriere in den Händen halten kann. Damit wäre eine fußballverrückte Nation nach 36 Jahren Warten wieder Sieger des größten Fußballturniers der Welt.
Christoph Kolland