Mit fünf Volltreffern in zwei Spielen und dem wichtigen Sieg gegen Südkorea hat Ghana beste Chancen, als drittes afrikanisches Team das Achtelfinalticket zu lösen. Vielleicht zunächst doch unter dem Radar vieler Buchmacher gelegen, entpuppt sich das interessante Team von Otto Addo als absolute Turniermannschaft. Der Interimstrainer übernahm als Feuerwehrmann die angeschlagenen „Black Stars“ vor der WM und machte in kürzester Zeit aus einer formlosen Mannschaft einen durchaus giftigen Gegner.
Der bei Borussia Dortmund angestellte Talentecoach zeigt eine große Gabe, das rohe afrikanische Talent mit europäischem Fußballwissen zu bereichern. Hitzig wird die Partie auf jeden Fall im Showdown um den Aufstieg und gleichzeitiger Neuauflage des legendären WM-Viertelfinales von 2010, als sich Luis Suarez & Co in einem dramatischen Spiel im Elferschießen durchsetzten. Diesmal verfügt das mit 30 Millionen Einwohnern 26.-größte Land Afrikas über ein sehr interessantes Spielermaterial. An vorderster Front kurbeln Spieler mit Premier-League-Erfahrung und ein 22-jähriges Ajax-Juwel namens Mohammed Kudus. Der Shootingstar stellte seine Treffsicherheit nicht nur in der Champions League für die Holländer unter Beweis, sondern trug sich schon zweimal in die WM-Schützenliste ein. Die Vielseitigkeit seines Spiels ist seine große Stärke: Egal, ob als "10er", als "Falsche 9", oder als Flügelflitzer – er ist überall gern gesehen.
Der lachende Dritte?
Ladehemmung hat indes Uruguay: Edinson Cavanis Torausbeute ist gleich null, auch seine Mitspieler haben das Tor bei dieser WM noch nicht gefunden. Entscheidend bei diesem Spiel wird für mich das Mittelfeldduell sein. Beide Teams verfügen über erfahrene Leute in der Zentrale – durchsetzen wird sich heute die Nation, die aggressiver agiert. Sollten beide Länder vor lauter Streit um drei Punkte nicht über ein Unentschieden hinauskommen, dann werden die Südkoreaner zum lachenden Dritten. Aber nur, wenn sie Ronaldo & Co in die Knie zwingen.
Physisch gehen die Serben am Zahnfleisch
Alles Hypothesen und Hochrechnungen – im Gegensatz zur Gruppe G, in der klar ist, dass „meine“ favorisierten Brasilianer durch sind. Die Schweiz trifft auf die unter den Erwartungen gebliebenen Serben. Schlampig verschenkten die Mannen von Dragan Stojkovic eine 3:1-Führung gegen Kamerun, das Team kratzt physisch am Zahnfleisch. Alexandar Mitrovic fehlt schlichtweg die Luft für volle 90 Minuten, Schlüsselspieler Sergej Milinkovic-Savic ist angeschlagen und mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Red-Bull-Salzburg Spieler Pavlovic ging die Ordnung verloren.
Mein Expertenfazit: Je länger das Spiel dauert, desto mehr Chancen ergeben sich für unsere Schweizer Nachbarn. Sofern sie ihre Emotionalität im Griff halten und keiner vorzeitig vom Platz fliegt. Denn: Adler können fliegen – und sie können auch ein politisch geladenes Fass wieder öffnen ... Mögen alle Verantwortlichen sich der Essenz des Fußballs widmen: Es geht um ein Spiel, nicht um Kampf. Wie sagte schon ein sehr weiser Trainer in Diensten von Sturm Graz einst: "Normalerweise kämpfen Kulturen nicht."
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