Deutschland hat sich wie vor vier Jahren vorzeitig von der Fußball-Weltmeisterschaft verabschiedet. Ein 4:2 (1:0) gegen das ebenfalls gescheiterte Costa Rica nach einem turbulenten Schlagabtausch in der zweiten Spielhälfte war für das Team von Hansi Flick zu wenig. Da Japan im Parallelspiel am Donnerstagabend Spanien mit 2:1 schlug, blieb dem Weltmeister von 2014 in der Gruppe nur Platz drei.
Serge Gnabry (10.) brachte Deutschland vor 67.000 Zuschauern in Al Khor programmgemäß voran. Nach groben Patzern in der deutschen Hintermannschaft um Manuel Neuer schaffte Costa Rica aber durch Yeltsin Tejeda (58.) und Juan Vargas (70.) die Wende und durfte kurz vom Aufstieg träumen. Die eingewechselten Kai Havertz per Doppelpack (73., 85.) und Niclas Füllkrug (89.) drehten zwar noch das Blatt, es half der DFB-Auswahl aber nicht mehr.
Für Deutschland war die Ausgangslage vor der Partie klar. Nur ein Sieg zählte gegen die Mittelamerikaner, dazu musste spanischen Schützenhilfe her. Flick stellte offensiver auf und vertraute erstmals bei dieser WM auf seinen gesamten Bayern-Block. Samt dem neu in der Startelf stehenden Leroy Sane waren alle sieben verfügbaren Spieler des deutschen Rekordmeisters dabei. Der einzige deklarierte Stürmer im Kader fehlte: Füllkrug saß auf der Bank, Thomas Müller begann im Zentrum erneut als "falsche Neun". Neuer bestritt sein 19. WM-Spiel und löste als Rekordhalter bei den Torhütern damit den deutschen Weltmeister von 1974, Sepp Maier, und Brasiliens Claudio Taffarel ab. Für ihn sollte es ein bitterer Abend werden.
Um 22.00 Uhr Ortszeit pfiff Stéphanie Frappart Geschichte. Als erste Schiedsrichterin in der Geschichte des Männer-Fußballs leitete die 38-jährige Französin ein WM-Spiel. Assistiert wurde sie von Neuza Back aus Brasilien sowie Karen Diaz Medina aus Mexiko. In der französischen Ligue 1 kommt Frappart seit 2019 zum Einsatz, im Dezember 2020 leitete sie als erste Frau ein Champions-League-Spiel der Männer.
Costa Ricas Taktik ließ sich nach wenigen Minuten erahnen. Sie bestand darin, den Raum vor dem eigenen Sechzehner zu vermauern. Vor der Abwehr-Fünferkette zogen die "Ticos" eine Viererkette auf. Die defensive Herangehensweise sollte nur bedingt funktionieren, weil sich der Abwehrverbund löchrig präsentierte. Jamal Musiala prüfte den ehemaligen Real-Torhüter Keylor Navas nach etwas mehr als einer Minute und Müller war bei seinem Flugkopfball neben das Tor (9.) völlig frei, ehe Gnabry nach nicht einmal zehn Minuten nach Flanke von David Raum ohne große Gegenwehr einköpfelte.
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Da Spanien ebenfalls rasch vorlegte, lag Deutschland in der virtuellen Tabelle damit vor Japan. Die Flick-Elf blieb ohne den letzten Nachdruck dominant. Musiala traf den Ball nicht optimal (36.), Gnabry schoss knapp vorbei (39.). Aus dem Nichts hätte Costa Rica kurz vor der Pause aber fast angeschrieben. Raum und Antonio Rüdiger patzten im Verbund, Keysher Fuller scheiterte aber am einmal geforderten Neuer (42.). Auch Rüdigers Nebenmann Niklas Süle war unkonzentriert, als er im Strafraum über den Ball schlug. Der Fehler blieb unbestraft.
Japan-Tor sorgte für Raunen im Stadion
Die zweite Hälfte war noch nicht alt, als die Kunde aus Al Rayyan eintraf. Japan hatte ausgeglichen, ein Raunen ging durchs Stadion. Deutschland benötigte mit Blick auf das Torverhältnis für Platz zwei nun einen Treffer. Ein Szenario, das nur kurz währte. Während sich Füllkrug an der Linie bereit machte, schoss Japan noch ein Tor. Nun benötigte Deutschland einen Torreigen, um Spanien noch abzufangen.
Zum Sturmlauf sollte es aber nicht reichen, weil der Favorit in der Defensive fehlerhaft blieb. Costa Rica lancierte einen Gegenstoß, ausgerechnet Neuer konnte den Kopfball des aufgerückten Kendall Waston nur zur Mitte abwehren, Tejeda staubte ab. In einer turbulenten Phase benötigte Costa Rica nun nur ein Tor, um hinter Japan den Sprung ins Achtelfinale zu realisieren.
Flick legte offensiv nach, zum Pechvogel avancierte Musiala. Der Jungstar traf binnen acht Minuten zweimal die Stange (61., 67.). Auf der Gegenseite profitierte Costa Rica vom nächsten deutschen Lapsus. Nach einem Freistoß köpfelte Waston vor das Tor, Neuer agierte gegen Vargas viel zu zaghaft und blickte dem Ball erneut nur hinterher.
Torreiche Schlussphase reichte nicht
Dem eingewechselten Havertz gelang fast postwendend der Ausgleich, Füllkrug scheiterte aus einem Konter dann aus wenigen Metern an Navas (76.). Havertz' gelang sein zweiter Streich, Füllkrug ließ das 4:2 folgen. Was fehlte, war nur noch der Ausgleich der Spanier. Er sollte nicht mehr kommen. Als in Al Khor die letzten Minuten liefen, war das Aus der Deutschen bereits gewiss.