Niederlande und Senegal heißen in der Gruppe A der Fußball-WM in Katar die Aufsteiger in die K.o.-Runde. Während der Gruppensieg von "Oranje" – dank eines starken Cody Gakpo – im Vorfeld erwartet wurde, ist der Senegal der erste afrikanische Achtelfinalist bei einer Weltmeisterschaft seit 2014. Beim Afrika-Champion werden sogar schon Vergleiche zum WM-Märchen von 2002 gezogen. Die ausgeschiedenen Ecuador und Katar stellen sich unterdessen Fragen nach der Zukunft.
Noch mehr als die jüngeren Jamal Musiala und Gavi ist der 23-jährige Gakpo bisher der Shootingstar des WM-Turniers. Fünf Tore haben die Niederlande in der Gruppenphase erzielt, drei davon gingen auf das Konto des dribbelstarken Eindhoven-Spielers. "Wenn man drei Tore in drei Spielen schießt, ist man wichtig", bekundete Torhüter Andries Noppert. Neu sind Gakpos Qualitäten für Routinier Marten de Roon nicht. "Nein, er spielt jetzt etwas offensiver als vorher, aber wir kennen seine Qualitäten, deshalb ist das keine Überraschung für uns", sagte er.
Im Zentrum statt am linken Flügel
Der 1,93-Meter-Mann musste von Teamchef Louis van Gaal zu seinem Glück erst ein bisschen gezwungen werden. "Er hat immer auf der linken Seite gespielt. Er wollte nicht als Nummer 10 spielen, aber bei mir muss er das. Jetzt denkt er, dass ich ein großartiger Trainer bin", sagte der Bondscoach, der betonte: "Cody hat alles, was es braucht, um ein Star zu werden."
Davon sind auch einige internationale Topklubs überzeugt, die Gakpo unbedingt unter Vertrag nehmen wollen, unter anderem Manchester United und Liverpool. Sein Preis könnte mit dem weiteren WM-Verlauf noch steigen. In der Knock-out-Phase warten allerdings härtere Aufgaben auf die Niederländer, als sie die Gruppe bisher hergab. "Jetzt kommt die wirklich wichtige Phase des Turniers", betonte van Gaal. Den Achtelfinalgegner USA am Samstag hat er bereits beobachten lassen – und ist von den US-Boys angetan. "Sie sind fantastisch", sagte der 71-Jährige. "Sehr schlau und gut am Ball."
Senegal will Geschichte schreiben
Der Senegal bekommt es am Sonntag mit England zu tun. "Wir wollen so weit wie möglich kommen und unsere Geschichte schreiben", sagte Kapitän Kalidou Koulibaly vor dem wichtigsten internationalen Spiel seit geraumer Zeit. Bei der WM 2002 stürmten die "Löwen von Teranga" ins Viertelfinale – als bis dato letztes afrikanisches Land. Das Aus kam in Osaka gegen die Türkei nur dank eines Golden Goal von Ilhan Mansiz. Auch bei der momentanen Erfolgsstory nehmen die Helden von einst tragende Rollen ein.
Allen voran ist Trainer Aliou Cisse zu nennen, 2002 Kapitän der Auswahl. Seit sieben Jahren steht er nun schon bei den Westafrikanern in der Verantwortung – mit Erfolg. Nach der WM-Teilnahme 2018 feierte er dieses Jahr mit dem Gewinn des Afrika-Cups den größten Erfolg. Tormann-Coach Tony Sylva stand vor 20 Jahren im Kasten, er ist die gute Seele des Teams und allseits beliebt. Lamine Diatta war bei der WM 2002 in der Innenverteidigung ein Leistungsträger. Heute kümmert er sich als Manager um reibungslose Abläufe rund um die Nationalelf.
Traurig endete die WM dagegen für Ecuador. Das südamerikanische Land verspielte mit dem 1:2 gegen Senegal die Chance aufs Weiterkommen. "Das ist gerade sehr schmerzvoll", sagte Nationaltrainer Gustavo Alfaro. Seinem Team prophezeite er aber eine rosige Zukunft: "Das ist noch ein junges Team. Ich bin mir sicher, sie werden eine zweite Chance erhalten." Noch völlig offen ist, ob Katar-Nationalcoach Felix Sanchez in seiner Funktion bleibt. "Das Gute an der Nationalmannschaft von Katar ist, dass wir einen langfristigen Plan haben, der nicht an mir hängt", meinte der Spanier.