Mit dem Achtelfinal-Ticket schon in der Tasche und einer B-Elf hat Frankreich bei der Fußball-WM in Katar im abschließenden Gruppenspiel komplett enttäuscht. Der Titelverteidiger musste sich am Mittwoch im Education City Stadium von Doha Tunesien mit 0:1 (0:0) geschlagen geben, steigt aber als Erster der Gruppe D auf. Für die Nordafrikaner reichte der Treffer von Whabi Khazri (58.) nicht für das Achtelfinale, weil auch Australien gegen Dänemark gewann.
Teamchef Didier Deschamps hatte Rotation angekündigt und hielt Wort. Gleich neun Änderungen nahm er nach dem vorzeitigen Aufstieg vor. Im Vergleich zum 2:1 gegen Dänemark blieben lediglich der gerade erst genesene Abwehrchef Raphael Varane und Mittelfeldspieler Aurelien Tchouameni in der Startelf.
Beim bisher so souveränen Titelverteidiger ging damit der Spielfluss vollkommen verloren. Tunesien, auch mit sechs Änderungen gegenüber dem 0:1 gegen Australien, war die klar bessere und gefährlichere Mannschaft. Der erste Torjubel in der 8. Minute kam allerdings zu früh, Torschütze Nader Ghandri stand im Abseits. Die Franzosen brachten in der ersten Halbzeit eine einzige gelungene Offensivaktion zustande, Kingsley Coman verzog (25.).
Deschamps gab seiner Startelf nach der Pause die Chance, sich zu rehabilitieren. Davon war nichts zu sehen. Aissa Laidouni (52.) vergab die erste große Möglichkeit nach dem Wechsel, die zweite saß nach einer symptomatischen Szene. Youssouf Fofana verlor im Mittelfeld den Ball, Khazri wurde nicht wirklich attackiert, marschierte in den Strafraum und traf zur hoch verdienten Führung. Tunesien lag zu diesem Zeitpunkt auf Aufstiegskurs, aber nur kurz, weil Australien nur wenige Minuten später in Führung ging.
Deschamps reagierte in der 63. Minute und brachte mit Stürmerstar Kylian Mbappé, Mittelfeldass Adrien Rabiot und Verteidiger William Saliba ein Trio, womit jeder Feldspieler der "Equipe Tricolore" bei dieser WM zu Einsatzminuten gekommen ist. Viel änderte sich am Charakter der Partie zunächst nicht, für Abwechslung sorgte lediglich der zweite Flitzer dieser WM (67.). Erst als auch Antoine Griezmann und Ousmane Dembélé eingewechselt wurden, kam im Finish Leben ins französische Spiel. Die größte Ausgleichschance vergab Kolo Muani, der knapp verzog (90.). Ein Treffer von Griezmann in der 98. Minute wurde wegen vorhergehendem Abseits des Torschützen aberkannt.
Am Ende gab es daher lange Gesichter auf beiden Seiten. Frankreich enttäuschte und verlor, für Tunesien reichte der Sieg bei der sechsten WM-Teilnahme nicht zum erstmaligen Einzug ins Achtelfinale. Für Frankreich geht es am Sonntag gegen den Zweiten der Gruppe C (Polen, Argentinien, Saudi-Arabien, Mexiko) weiter.