Der große Abwesende reagierte mindestens so schnell wie sonst auf dem Platz. Sekunden nach dem Abpfiff postete Sadio Mane auf seinem Instagram-Account ein Kurzvideo von seinem Großbildfernseher, auf dem gerade der finale Jubel der arbeitenden Kollegen ablief. Der verletzte Starstürmer versah die Botschaft mit zwei Herzen. Afrika, mon amour. Der Senegal hat die Hoffnungen seines Kontinents nicht enttäuscht und geht bei der Weltmeisterschaft in Katar in die Verlängerung. Wie weit die Reise geht, ist natürlich noch unklar, aber wie sich die Mannschaft nach der sehr spät zustande gekommenen Auftaktniederlage gegen die Niederlande wieder in Position gebracht hat, ist beachtenswert.

Vor vier Jahren waren die Senegalesen mit Mane auf die unglücklichste Weise nach der Gruppenphase ausgeschieden. Sie hatten zwei Gelbe Karten mehr gesehen als Japan, die Fairplay-Wertung musste entscheiden. Eine solche Dramatik war diesmal nicht mehr möglich, es ging um alles oder nichts. Ecuador hätte ein Unentschieden gereicht und es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Mannschaften an die jeweilige Situation anpassen. Die Afrikaner griffen an, allerdings nicht bedenkenlos, sondern mit Stil. Sie wussten, ein Mane ist nicht zu ersetzen, also beschworen sie das Kollektiv, das sehr gut funktionierte. Die Südamerikaner wollten von Beginn an das Unentschieden halten, das musste dann doch schiefgehen.

Ein Elfer und eine Blitzreaktion

Zwar taten die Afrikaner Ecuador den Gefallen, einige Topchancen zu vergeben, aber dann wurde Ismaila Sarr im Strafraum zu Fall gebracht. Der Gefoulte tänzelte den Punkt an und auf den Tribünen tanzte sein Volk, vor und nach dem Elfertor zum 1:0. Die Ecuadorianer begannen nun anzugreifen, weil sie dazu gezwungen waren, und tatsächlich gelang der Ausgleich. Senegal, das sich etwas zu sicher gewähnt hatte, griff nun wieder an und Kalidou Koulibaly traf nach einem Freistoß zum 2:1 (70.). Justament Ecuador-Torjäger Enner Valencia hatte dem Chelsea-Legionär den Ball unfreiwillig serviert. Die Südamerikaner fanden trotz ausreichender Restspielzeit keine passende Antwort mehr.

Koulibaly widmete sein Tor dem auf den Tag genau zwei Jahre zuvor an ALS verstorbenen Landsmann Papa Bouba Diop (42). Dieser war 2002 auch durch das Siegestor gegen Frankreich einer der WM-Helden. Der Senegal schied damals erst im Viertelfinale in der Verlängerung gegen die Türkei aus.