"Vielleicht ist es die Initialzündung für die Dinge, die wir brauchen, für ein Selbstverständnis", sagte DFB-Teamchef Hansi Flick. Zum Abschluss muss ein Sieg gegen Costa Rica her, der allerdings nicht fix für den Aufstieg reicht.
Drei Punkte wären am Donnerstag nur dann genug, wenn Spanien im Parallelspiel gegen Japan gewinnt. In den anderen Fällen müsste der Rechenschieber ausgepackt werden. Spanien hat jedenfalls mit vier Punkten und einem Torverhältnis von 8:1 die klar besten Karten, dahinter folgen Japan (3/2:2), Costa Rica (3/1:7) und die DFB-Auswahl (1/2:3). Im Gegensatz zu UEFA-Bewerben hat das direkte Duell auf WM-Ebene nicht oberste Priorität. Vielmehr kommt es nach "alter Sitte" in erster Linie auf die Tordifferenz an.
Die Deutschen waren am Sonntagabend froh, das zweite WM-Aus nach der Gruppenphase in Folge zumindest vorerst noch vertrieben zu haben. Fakt ist aber, dass sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte nach zwei WM-Partien noch sieglos sind, womit im Vorfeld kaum jemand gerechnet hatte. "Wir wissen, dass wir erst den ersten Schritt gemacht haben. Aber wir wollen natürlich schauen, dass wir im nächsten Spiel gegen Costa Rica für uns einfach die Voraussetzung schaffen, dass wir in die K.o.-Phase kommen", verlautete Flick.
Mit Spanien habe man sich "auf Augenhöhe" bewegt. "Die Mannschaft hat hart gekämpft, eine tolle Mentalität gezeigt und hätte durch die Chance am Ende noch gewinnen können", resümierte der 57-Jährige. Im Gegensatz zu Leroy Sané machte Niclas Füllkrug seine Sache im Abschluss besser. "Niclas Füllkrug, der Killer mit der Zahnlücke, holt Deutschland aus einem tiefen Loch in Katar", schrieb "The Times". Das Joker-Tor des Bremen-Stürmers in der 83. Minute könnte für den Verlauf des Turniers ein ganz entscheidendes gewesen sein.
"Wir brauchen jetzt auch nicht durchzudrehen, es ist immer noch ein 1:1 und kein Sieg. Aber wir können mit einem guten Gefühl ins letzte Spiel gehen und hoffen, dass dann alles gut ausgeht", sagte Füllkrug. Der 29-Jährige spielte vergangene Saison noch in der 2. Liga, konnte sich nach dem Aufstieg aber mit 10 Toren in 14 Bundesliga-Partien in den Vordergrund spielen. Nun gelang ihm das auch auf A-Teamebene mit dem zweiten Treffer im dritten Länderspiel.
"Ich denke, dass er gezeigt hat mit seiner Entschlossenheit, wie man Tore schießt. Das zeichnet ihn aus. Deswegen ist er auch dabei. Er gibt der Mannschaft sehr viel, nicht nur dieses Tor", lobte Flick seinen Stürmer. Von vielen Seiten gefordert wird nun, dass Füllkrug gegen Costa Rica von Beginn an die Chance bekommt. Flick wollte noch nicht so weit nach vorne blicken. "Jetzt müssen wir einmal dieses Spiel sacken lassen", so der DFB-Coach.
Über ein Geflüster mit Spaniens Teamchef Luis Enrique nach dem Schlusspfiff machte er ein Geheimnis. "Was wir da besprochen haben, das sage ich dann, wenn es so weit ist", sagte Flick. Die beiden Teams könnten im Finale am 18. Dezember neuerlich aufeinandertreffen. Zumindest in Richtung Achtelfinale schaut es für die Spanier deutlich besser aus, aufgrund des Top-Torverhältnisses könnte gar eine Niederlage gegen Japan am Ende reichen. Auf so etwas wollen sich Sonntag-Torschütze Alvaro Morata (62.) und Co. aber nicht einlassen.
"Wir wollen uns auf keine Spekulationen einlassen. Wir wollen mit aller Stärke antreten und mit einem Sieg Gruppenerster werden", betonte Luis Enrique. Der 52-Jährige trauerte dem verpassten vorzeitigen Aufstieg etwas nach. "In der Kabine war ein seltsames Gefühl, weil wir die Chance hatten, Deutschland zu besiegen und wir die liegen lassen haben." Mit dem vorhandenen Druck im letzten Gruppenspiel werde man umgehen können. "Druck ist ein Privileg", unterstrich Spaniens Ex-Teamspieler.
Auch Japan versprach nach dem großen Patzer gegen Costa Rica (0:1) im Gruppenfinale gegen Spanien auf Sieg zu spielen. "Gewinnen ist die einzige Option", sagte Kapitän Maya Yoshida, obwohl auch ein Remis reichen könnte, wenn Deutschland und Costa Rica die Punkte teilen. "Wir werden uns erholen und uns gut vorbereiten", sagte der 34-Jährige.