"Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind zufriedenstellend. Katar ist kein feindliches Land, es ist ein befreundetes Land", sagte der 80-jährige Noël Le Graët nach Angaben der Sportzeitung "L'Equipe" in einem Interview mit dem Radiosender France Info. Das Verbot der "One-Love"-Armbinde bezeichnete Le Graët demnach als richtig.

Der Weltverband FIFA hatte für das Tragen der nicht von ihr freigegebenen Kapitänsbinde eine Gelbe Karte als Strafe angedroht. Frankreichs Kapitän Hugo Lloris hätte nach Rücksprache mit dem Verbandschef bereits vor dem Rückzug der anderen involvierten europäischen Nationen erklärt, auf die Aktion als Zeichen für Vielfalt zu verzichten. Es gehe für die französische Delegation darum, "sich vor Ort gut zu verhalten und ein gutes Bild von Frankreich zu vermitteln", sagte Le Graët. Man sei nicht in der Lage, Katar zu belehren.

Darauf angesprochen, dass Homosexualität in dem Emirat verboten ist, erklärte Le Graët: "Es gibt Dinge zu verbessern. Aber das wird sich im Laufe der Zeit regeln." Trotz Fortschritten sei man "weit davon entfernt, was in Europa praktiziert wird. Aber das gilt für viele Länder". Man müsse in Katar nun "beobachten, was passiert" und könne dann "vielleicht nach der Rückkehr einen Kommentar abgeben".

Katar ist über einen Staatsfonds Eigentümer des französischen Spitzenklubs Paris Saint-Germain – und zudem ein wichtiger Wirtschaftspartner Frankreichs. Erst kürzlich machte Katar den französischen Konzern Total zum ersten internationalen Partner beim weltgrößten Flüssiggasprojekt. Im Frühjahr startete Frankreich einen strategischen Dialog mit dem Emirat. Schwerpunkte sollen Energie, Verteidigung sowie Investitionen in die Wirtschaft sein.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron twitterte am Samstag, die erste WM auf arabischem Boden sei "ein Zeichen dafür, dass spürbare Veränderungen im Gange sind. Katar bewegt sich in diese Richtung. Das muss es weiterhin tun und kann dabei auf unsere Unterstützung zählen".

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