Seinen historischen Abend hat Cristiano Ronaldo am Donnerstag voll ausgekostet. Die Momente rund um seinen achten Treffer bei seinem fünften Weltturnier und Portugals geglückten Start zelebrierte er noch in der Nacht auf Social Media in allen Details mit seinen Fans. "Ein sehr wichtiger Sieg", schrieb der 37-Jährige über das 3:2 gegen Ghana. Mit seinem Elfmeter zum 1:0 ebnete er den Weg zum Auftakterfolg und ist nun der erste Kicker mit Toren bei fünf Weltmeisterschaften.
"Das war ein wunderschöner Moment. Meine fünfte WM, wir haben gewonnen. Das war sehr wichtig", sagte der Offensivspieler. "Der Weltrekord ist etwas, was mich sehr stolz macht." Für Ronaldo war es nach einer turbulenten Woche der ersehnte erfolgreiche Auftakt in seine wohl letzte WM. Mit einem brisanten Interview, in dem er seinen damaligen Klub Manchester United scharf angegriffen hatte, und der folgenden Trennung vom Verein am Dienstag hatte Ronaldo zuvor die Schlagzeilen rund um den portugiesischen WM-Start in Doha begleitet.
Und auch nach dem Sieg gegen Ghana kam kaum ein Spieler an der obligatorischen Frage nach Ronaldo vorbei. "Er ist ein fantastischer Spieler", sagte Ghanas Tariq Lamptey. "Es gibt keinen Zweifel, dass er einer der besten Spieler der Geschichte ist. Er ist ein Phänomen, eine Legende. In 50 Jahren werden wir noch über ihn reden", schwärmte Nationaltrainer Fernando Santos von Ronaldo, der auch das 50. WM-Tor Portugals erzielte.
Und auch Ronaldos Teamkollegen waren voll des Lobes. "Es ist ein Traum. Schon als Kind habe ich davon geträumt, mit ihm zu spielen", sagte Joao Felix. Auch Bruno Fernandes sagte, er habe schon als Kind auf die Fußball-Ikone geschaut. "Das Wichtigste ist für mich: Wenn wir es weit schaffen, ist Cristiano glücklich – und ich auch."
Ronaldo unternimmt in Katar den fünften Anlauf auf seinen ersten WM-Titel – ansonsten hat er im Fußball fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. "Wir sind auf einem guten Weg, um Weltmeister zu werden", sagte Raphael Guerreiro nach dem Auftaktsieg, um den Portugal am Ende gegen nicht aufgebende Ghanaer aber noch einmal kräftig zittern musste. Und auch der Elfmeter, den Ronaldo zur Führung nutzte, war umstritten – Ghanas Coach Otto Addo bezeichnete ihn als "spezielles Geschenk des Schiedsrichters für Ronaldo" und sprach in diesem Zusammenhang von einer "Sauerei".
Addo missfiel, dass die Elfersituation nicht vom VAR begutachtet wurde. "Ich weiß nicht, was die gemacht haben, ob der Video-Schiedsrichter geschlafen hat. Dass man sich nicht mal diese Szene anguckt, ist Wahnsinn", schimpfte Ghanas Teamchef.
Ronaldo und seinen Teamkollegen war es egal, vor dem zweiten WM-Spiel gegen Uruguay am Montag haben die Portugiesen nun beste Chancen auf die K.o.-Runde. Dann soll für Ronaldo möglichst der zweite Sieg im zweiten Spiel her – und auch der nächste Rekord. Mit einem weiteren Treffer würde der Kapitän mit Portugals bisherigem WM-Rekordtorschützen Eusebio gleichziehen, der auf neun Tore kommt. "Das klingt vielleicht eitel, aber ich verfolge das nicht", sagte Ronaldo dazu. Der Gedanke an Bestmarken raube ihm nicht den Schlaf.
Dennoch wären die nächsten Meilensteine sicherlich kein Hindernis bei der Suche nach einem neuen Klub – immerhin ist der Routinier nach der Trennung von Manchester United vereinslos. Über dieses Thema wollte er an seinem historischen Abend aber am liebsten gar nicht mehr reden: "In dieser Woche haben wir das Kapitel geschlossen. Der Rest ist egal."