Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hat ihre erste Nullnummer erlebt. Beim 0:0 zwischen Dänemark und Tunesien kassierten die als Geheimfavorit ins Turnier gestarteten Skandinavier einen im Vorfeld unerwarteten Punkteverlust. Doch Tunesien präsentierte sich bissig und defensiv sattelfest. Dänemark indes steht am Samstag im Duell der Gruppenfavoriten mit Frankreich bereits ein wenig unter Zugzwang. Der Weltmeister war am Dienstagabend gegen Australien gefordert.
Die Sympathien auf den mehrheitlich von Tunesien-Anhängern bevölkerten Rängen in Al Rayyan waren verteilt. Tunesiens Aissa Laidouni sendete mit einer Grätsche gegen Dänemarks Starspieler Christian Eriksen nach wenigen Sekunden ein Signal, das nicht nur akustisch nachhallte. Dänemark fand schwer ins Spiel, mit forschem Attackieren entschärften die Tunesier Danish Dynamite oft schon im Ansatz einer Kombination.
Dänemarks Stürmer Kasper Dolberg und Andreas Skov Olsen waren meist völlig abgemeldet. Die ersten gefährlichen Abschlüsse gehörten den Nordafrikanern, die mehrheitlich mit Spielern von kleineren europäischen Klubs angetreten waren. Erst in der 23. Minute feuerte Joachim Andersen den ersten, ungefährlichen Fernschuss auf Tunesiens Goalie Aymen Dahmen ab.
Stattdessen ging Tunesiens Ansatz – Körperlichkeit und zielstrebige Angriffe – beinahe auf. Der präsente Stürmer Issam Jebali enteilte der dänischen Hintermannschaft, traf auch an Kasper Schmeichel vorbei ins Tor, doch er war aus Abseitsposition gestartet. Verdächtig nach Abseits roch die letzte Topchance vor der Pause, als Schmeichel bei Jebalis Lupfer erfolgreich den Arm ausfuhr.
Praktisch mit dem Pausenpfiff verlor der EM-Halbfinalist 2021 seinen Stabilisator im Mittelfeld. Thomas Delaney fasste sich vor seiner Auswechslung wiederholt ans Knie. Tunesien, das bei seinem sechsten WM-Antreten auf den erstmaligen Achtelfinaleinzug hofft, stellte die Dänen wiederholt auch mit spielerisch ansprechenden Kombinationen, vor allem aber im Umschaltspiel vor Probleme – so etwa in der 51. Minute, als Laidouni nach langem Solo die Kräfte verließen.
Das galt mit Fortdauer auch für seine Kollegen. Dänemark hatte deutlich mehr den Ball, fand aber gegen den nun abwartender agierenden Gegner selten entscheidende Lücken. Trainer Kasper Hjulmand reagierte nach gut einer Stunde mit dem Dreifachwechsel und durfte kurz darauf beinahe jubeln. Dahmen aber entschärfte einen Eriksen-Gewaltschuss von der Strafraumgrenze. Beim folgenden Corner ging ein Kopfball-Aufsitzer von Andreas Christensen an die Innenstange (69.). Die Dänen blieben bestimmend, nahmen aber nie das letzte Risiko. Der eine besondere Augenblick, um das Match zu gewinnen, bot sich für beide Teams im Finish nicht mehr.