Beim WM-Auftaktspiel des Iran (hier geht es zum Spielbericht) haben die Fußballer des iranischen Nationalteams darauf verzichtet, bei ihrer Hymne mitzusingen. Das Schweigen wird als stille Solidarität mit den Protesten in ihrem Heimatland gewertet. Auch die Gegenseite hat ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt: Vor dem Anpfiff sind die englischen Teamspieler gesammelt auf die Knie gegangen.

Der iranische Staatssender unterbrach die Live-Übertragung bei der Hymne. Den Spielern könnten nun Konsequenzen drohen. Im Iran war spekuliert worden, dass sie möglicherweise gesperrt werden, sollten sie bei der Hymne schweigen.

Vereinzelt haben auch iranische Fans ihre Solidarität mit den Protesten in ihrem Heimatland ausgedrückt. Vor der Partie gegen England waren im Khalifa International Stadion Anhänger mit iranischen Trikots und der Aufschrift "Frauen, Leben, Freiheit" zu sehen. Die iranische Regierung habe Frauen und Kinder getötet, sagte ein aus dem Iran angereister Fan, der seinen Namen nicht nennen wollte. Die Proteste verdienten Unterstützung.

Auf seinem Iran-Trikot trug er den Namen des früheren Bundesliga-Profis Ali Karimi. Der 44-Jährige hatte sich solidarisch mit den Protesten gezeigt. Andere wollten sich nicht äußern. "Kein Kommentar", sagte ein junger Fan auf die Frage nach den Protesten im Iran. Er trug ein Leverkusen-Trikot des iranischen Stürmers Sardar Azmoun.

Der iranische Kapitän Ehsan Hajsafi hatte am Sonntag sein Beileid für die trauernden Familien der Opfer im Iran ausgedrückt. Die Mannschaft habe zu akzeptieren, dass die Bedingungen im Land nicht gut und die Menschen nicht glücklich seien, wurde er in Medien zitiert. Darüber seien sich die Spieler bewusst. Bei den landesweiten Protesten im Iran sind bisher nach Schätzungen von Menschenrechtlern mehr als 400 Menschen getötet worden.

Der iranische Stürmer Mehdi Taremi hatte vor dem Turnier erklärt, die Mannschaft wolle sich in Katar nicht von den Protesten in der Heimat beeinflussen lassen. "Wir haben auch andere Aufgaben gegenüber der iranischen Gesellschaft, hier aber ist unsere Konzentration auf dem Fußball", sagte er.

Video: Worum es bei den Protesten im Iran geht