Seine Liebe zum Fußball ist zu groß für einen TV-Boykott. Christoph Baumgartner versteht laut eigener Aussage aber jeden Menschen, der sich die WM in Katar bewusst nicht zu Gemüte führen wird. "Dass es nicht das Richtige ist, wissen wir alle", meinte der ÖFB-Nationalspieler beim laufenden Trainingslager in Marbella. Teamkollege Michael Gregoritsch hält es für wichtig, dass im Rahmen des Turniers "sehr viel über die Umstände außerhalb des Platzes berichtet wird".
Baumgartner sprach von einer "ganz schweren Situation" – auch angesichts der Menschenrechtslage im Veranstalterland. "Wie sich dann auch offizielle Botschafter des Turniers zu Themen wie Homosexualität äußern, ist sehr, sehr schwer zu akzeptieren. Von dem her verstehe ich auch jeden, der sagt, ich werde mir das definitiv nicht anschauen, was da bei dem Turnier passiert." Kritikpunkte gibt es genug – von einem für die Winter-WM umgekrempelten Fußball-Kalender bis hin zur offenen Nachnutzung der Stadien.
Nicht der richtige Standort für eine WM
"Man kann nur in allen Punkten zustimmen: Dass das nicht der richtige Standort für eine Weltmeisterschaft ist, sehe ich genauso", betonte Baumgartner. Man müsse die Situation aber annehmen. Er hoffe, dass ab dem Turnierstart am Sonntag das Sportliche im Vordergrund stehe. Dass sich die mediale Berichterstattung im Vorfeld mehr um die Umstände der WM drehe, sei "schade, weil es das geilste Turnier ist, das es für Fußballer gibt", aber absolut verständlich. "Das alleine zeigt schon, dass es nicht 100-prozentig richtig ist, was da passiert."
Gregoritsch bedauerte nicht nur, dass die WM statt des gewohnten Termins im Sommer für Katar erstmals in den europäischen Winter verlegt wurde, sondern auch, dass sie im Jahr 2010 "nicht in ein fußballverrücktes Land" vergeben worden sei. "Sie haben acht Stadien aus dem Boden herausgestampft in kürzester Zeit, es sind unzählige Menschen dabei gestorben", kritisierte der Freiburg-Goalgetter. "Es ist nicht der Sinn einer WM, dass man Diskussionen führen muss, wie viele Menschen sterben müssen, damit Stadien gebaut werden."
Liebe zu Fußball ist einfach zu groß
Während des Turniers befindet sich der 28-Jährige laut eigenen Angaben auf Urlaub in Amerika. "Deswegen weiß ich nicht, wie viele Spiele ich zeittechnisch sehen werde", sagte der Sohn von U21-Teamchef Werner Gregoritsch. "Aber seit ich auf der Welt bin, spiele und schaue ich gerne Fußball. Deswegen schaue ich es mir auch gerne an." Bei Baumgartner, für den es nächste Woche ebenfalls in den Urlaub geht, ist es ähnlich. "Ich persönlich werde es mir definitiv anschauen, weil meine Liebe zum Fußball einfach so groß ist", erklärte der Hoffenheim-Legionär.