Sein Blick wandert bei der Begrüßung nach unten. Nicht aus Schüchternheit. In Gambia, der Heimat von Bunabass Ceesay (sprich: sisee), ist das Abwenden des Blicks ein Zeichen des Respekts. Auf dem Fußballplatz legt er zwar den Respekt nicht ab, doch der Blick folgt dem Ball. Und voller Stolz trägt er den Dress des GAK. Zum zweiten Mal war er für die Rotjacken in der 1. Klasse Mitte beim 5:1 über Rein II im Einsatz und spielte durch.
Bis er in Weinzödl landete, musste der junge Mann einen harten und langen Weg bewältigen. Alles begann, als er am 5. Jänner 2012 ein Flüchtlingsschiff mit dem Ziel Europa bestieg und Heimat samt Mutter verließ. Warum? "Weil das Leben dort einfach schrecklich war", erzählt Ceesay. Mit einem Boot voller Flüchtlinge ging es in die Türkei, von dort weiter nach Griechenland, wo er bis zum Juni des Vorjahres teilweise auf der Straße lebte. Am 6. Juni 2013 packte er seine magere Habe und ging los. Allein. Nach Norden. "Oft wusste ich nicht einmal die Richtung, in die ich gehen musste", erzählt der Halbwaise. Zwei Monate dauerte der Marsch ins Ungewisse. "Gegessen habe ich, was ich im Wald gefunden habe oder Menschen mir geschenkt haben."
Wie David Alaba
Über Ungarn landete er schließlich in Wien und im Flüchtlingslager Traiskirchen, zu Ende war die Odyssee erst in Gratwein, in einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Was dort auffiel: sein Talent mit dem Ball. Und so erfuhr auch Heinz Karner, der sportliche Leiter des GAK, von Bunabass. Nach einem Probetraining und zwei Wochen in der U17 ist Ceesay nun schon Teil der Kampfmannschaft.
Dort trägt er eine bekannte Rückennummer, wie er mit einem Lächeln verrät: "27! Wie David Alaba!" Ob er auch eine glorreiche Zukunft wie sein berühmtes Vorbild vor sich hat, steht in den Sternen. Talent hat er jedenfalls. "Er bringt sehr viel mit", sagt sein Trainer Gernot Plassnegger, "es liegt an ihm, etwas daraus zu machen. Ich habe selten so einen schnellen Spieler gesehen, nur taktisch hapert es." Für Ceesay ist aber klar: Er will Fußballprofi werden. Deutsch hat er in sechs Monaten schon gut gelernt. "Ich besuche die Polytechnische Schule Gratkorn", sagt er und zückt stolz Urkunde samt Medaille eines Laufs aus der Schultasche: "Wir haben gewonnen!"
150 Euro hat der Asylwerber monatlich zur Verfügung, 50 davon schickt er seiner Mutter nach Gambia. Mit dem Rest bastelt er an seiner Zukunft, verdienen darf er noch nichts. Wie die aussehen soll? "Ich wünsche mir ein gutes Leben mit einer guten Arbeit und einer guten Familie."