Es war eine Zitterpartie der höchsten Ordnung und die Zweifel begannen an den Nerven der Leobener Fans zu nagen. Wie seit Jahrzehnten nicht mehr hatten die Anhänger das DSV-Stadion an die Grenzen der Belastbarkeit gedrängt, laut Durchsage waren 5600 mit dem festen Vorsatz gekommen, ihre Mannschaft standesgemäß in die 2. Liga zu eskortieren.
Doch die Mannschaft spielte zunächst nicht wie gewünscht mit, gewiss, sie versuchte es, aber irgendwie standen die Spieler auf wackeligen Beinen, wie das Match in seiner Gesamtheit. Zur Halbzeit lagen die Obersteirer gegen die WAC Amateure 0:1 zurück, die LASK Amateure hatten zu diesem Zeitpunkt in Bad Gleichenberg den Aufstiegskurs eingeschlagen. Aber am Ende stand DSV Leoben eine Stufe höher. Nach einem unerwarteten Nervenkitzel gewannen die Steirer 3:1 und durften sich dann ausgiebig der Feier zum Meistertitel in der Regionalliga hingeben.
Spielerische Feuerwerk ließ auf sich warten
Schon vor dem Anpfiff herrschte Festtagsstimmung. Beim Einzug der Teams wurden Flammenwerfer entfacht, ein paar Feuerwerksraketen gezündet. Das spielerische Feuerwerk jedoch blieb aus. Die Leobener dominierten zwar das Geschehen, die jungen Wolfsberger jedoch, beobachtet von Präsident Dietmar Riegler und bestens eingestellt von ihrem Trainer, dem langjährigen WAC-Profi Nemanja Rnic, sahen keine Veranlassung, sich dem Geschehen kampflos hinzugeben, und verteidigten sich mit Geschick. Zudem verhinderte Torhüter Elias Müller, 17, mit zwei starken Paraden die zeitige Führung des DSV. Im Publikum wurde es auffällig ruhig und dann beinahe still. Die Gäste hatten getroffen. Nach 40:16 Minuten landete ein Kopfball von Tobias Gruber, Jahrgang 2005, genau im Kreuzeck. DSV-Trainer Carsten Jancker, zuvor schon minutenlang im Takt der Unruhe auf und ab getrippelt, wusste nicht mehr wohin mit seiner Aufgeregtheit. Die Pause sorgte für keine Beruhigung.
Doch in der 55. Minute entlud sich die Arena, die fast bis zur Unerträglichkeit aufgestaute Energie kam voll zum Ausbruch. Domagoj Sabljo hatte zum 1:1 getroffen und in diesem Augenblick hatte der DSV Leoben den Weg zum Aufstieg freigemacht. Nur fehlte dem Ereignis noch das Siegel. Das Wissen, jedes Gegentor hätte wieder das Ende der Hoffnungen bedeuten können, brachte die Sorgen nicht zum Versiegen. Aber dieses Gefühl kam in der 86. Minute völlig zum Erliegen. Josip Eskinja erzielte das 2:1 und ließ das Stadion noch einmal bersten. Michael John Lema legte zum 3:1 nach und dann gab es kein Halten mehr.
Jancker: "Ich bin unheimlich stolz"
Die Fans stürmten den Platz, Präsident Dejan Stankovic schnaufte tief durch und Carsten Jancker, noch immer nicht ganz entspannt, ließ sich halsen. „Ich muss das erst sacken lassen, aber ich bin unheimlich stolz, ein Kompliment an die Mannschaft“, meinte ein extrem erleichterter Trainer, der gelitten hat. „Sie waren zu langsam im Schädel. Das Tor aber hat uns gutgetan und ich glaube, wir haben dann auch verdient gewonnen. Aber wir haben den Zitterfuß gemerkt“, meinte der Deutsche. Zweifel habe er nicht wirklich gehabt. „Wir hatten die Möglichkeiten ja schon.“