Österreichs Fußball-Teamchef Ralf Rangnick wird vor den EM-Qualifikationspartien am 13. Oktober in Wien gegen Belgien und am 16. Oktober in Baku gegen Aserbaidschan von großen Personalsorgen geplant. David Alaba, Marcel Sabitzer, Michael Gregoritsch und Stefan Posch stehen zwar im am Montag nominierten 28-Mann-Kader, sind aber äußerst fraglich. Auch die zuletzt angeschlagenen Christoph Baumgartner und Kevin Danso seien noch nicht bei 100 Prozent, ergänzte der Coach.
Definitiv fehlen werden die verletzten Marko Arnautovic, Phillipp Mwene und Karim Onisiwo. Dafür wurde Salzburg-Innenverteidiger Samson Baidoo erstmals einberufen, zudem gibt Sasa Kalajdzic sein ÖFB-Comeback nach über einjähriger Abwesenheit. Ebenfalls nach einer Pause wieder dabei sind Patrick Pentz, Gernot Trauner, Flavius Daniliuc, Marco Grüll, Alexander Prass, Romano Schmid und Manprit Sarkaria.
Rangnick wollte in den vergangenen Tagen nach eigenen Angaben sein Telefon schon gar nicht mehr abheben, so zahlreich trudelten Verletzungsmeldungen ein. "Es kamen täglich neue Hiobsbotschaften rein", erzählte der Deutsche. Praktisch alle Angeschlagenen laborieren an Muskelproblemen. "Das ist schon ungewöhnlich zu so einem frühen Zeitpunkt, wo man davon ausgeht, dass die meisten zur Verfügung stehen. Aber es fühlt sich an, als ob wir am Ende einer Saison sind."
Nur mit 100 Prozent gibt es einen Einsatz
Der Nationaltrainer kündigte an, er werde nur Kicker einsetzen, die zu 100 Prozent fit sind. "Wir werden wir auf keinen Fall ein Risiko eingehen." Die beste Chance auf einen Einsatz sieht Rangnick noch bei Sabitzer - bei Alaba, Gregoritsch und Posch stehen die Chancen schlechter. Alaba habe ihm erst vor drei Tagen erzählt, dass er schon beim Gehen Schmerzen verspüre. "Wir müssen davon ausgehen, dass im schlimmsten Fall alle vier nicht spielen können", erklärte der 65-Jährige.
Sollte dieses Szenario eintreten, würden sechs Kicker aus der Startformation vom 3:1 in Schweden nicht zur Verfügung stehen. "Wir werden trotzdem versuchen, eine richtig gute Mannschaft aufs Feld zu bringen und einen guten Fight zu liefern", versprach Rangnick. Bei Arnautovic ist die Muskelverletzung so gravierend, dass er auch für die November-Partien ausfallen könnte. "Das ist für uns ein bitterer Rückschlag", sagte Rangnick über das Fehlen des ÖFB-Rekordteamspielers.
Auch aufgrund der Arnautovic-Blessur rückte Kalajdzic in den Kader. "Wenn wir keine Verletzten hätten, wäre er wahrscheinlich nicht dabei gewesen. Er hat noch nicht allzu viele Meter auf dem Tacho. Wenn, dann wird er nur für einen Kurzeinsatz infrage kommen", meinte Rangnick.
Problemzone Angriff
Dabei tut sich gerade im Angriffszentrum eine Problemzone auf - genauso wie bei den Außenverteidigern. "Da muss es wohl Out-of-the-Box-Lösungen geben", mutmaßte Rangnick. Kandidaten für die Rolle rechts in der Viererkette könnten Konrad Laimer, Baidoo oder Patrick Wimmer (Rangnick: "Er hat das bei der Austria fünfmal gespielt") sein, Alexander Prass sei als Linksverteidiger denkbar, so der Teamchef.
Bei Rangnick sorgt derzeit nicht nur die lange Verletztenliste für Ärger - er inspizierte am Montag die Trainingsplätze beim Happel-Stadion, wo seine Mannschaft in einer Woche trainieren soll, und war einigermaßen konsterniert. "Im Juni waren sie in einem Top-Zustand, und jetzt sind aus Golfplatz-ähnlichen Rasenflächen Wiesen geworden. Es hat offensichtlich niemanden interessiert, dass die A-Nationalmannschaft ein wichtiges Spiel hat." Er sehe momentan nur die Alternative, auf dem Rasen des Happel-Stadions zu trainieren.