Megan Rapinoe polarisiert. Nicht nur wegen ihrer stets kreativen Haarpracht steht die 38-Jährige im Fokus. Die US-Amerikanerin ist mit zwei WM-Titeln und einem Olympiasieg hochdekoriert, zudem wurde sie 2019 zur Weltfußballerin des Jahres gewählt. Auch bei der am Donnerstag beginnenden Fußball-WM in Australien und Neuseeland wird die Offensivspielerin die Schlagzeilen dominieren. Denn: Es wird ihr letztes großes Turnier. "Es wird meine letzte Saison, in der ich dieses schöne Spiel spiele. Ich hätte mir niemals vorstellen können, wie sehr mich der Fußball formt und mein Leben für immer verändern wird", sagte die Spielerin von OL Reign.
Der Einfluss, den Rapinoe in den letzten Jahren hatte, ist enorm. Zurückhaltung? Fehlanzeige. "Ich werde nicht ins fucking Weiße Hause gehen", sagte sie 2019 im Rahmen der Weltmeisterschaft. Im Fall eines Titelgewinns würde sie eine Einladung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump nicht annehmen wollen, erklärte sie. Immer wieder sprach sie sich öffentlich gegen Trump aus. Gemeinsam mit ihren Mitspielerinnen klagte Rapinoe sogar den eigenen Fußballverband. Denn: Sie wollte den gleichen Lohn für das Frauen-Team wie die Männer. Seit 2022, drei Jahre nach der eingereichten Klage, ist der gleiche Lohn tatsächlich fixiert.
Im Juli des Vorjahres überreichte ihr der amtierende US-Präsident Joe Biden die "Presidential Medal of Freedom", die höchste Zivilauszeichnung in den USA. Damit war Rapinoe die erste Fußballerin und die erst sechste Athletin, die jemals diesen Orden überreicht bekam. Wohl auch, weil sich die seit 2012 geoutete Homosexuelle stark für die Rechte der LGBTQ-Gemeinschaft einsetzt.
Aber zurück zum Fußball. 199-mal spielte sie für das US-Nationalteam, erzielte dabei 63 Tore und legte 73 auf. Seit 17 Jahren zählt sie zum Stamm der US-Auswahl. "Sie ist eine der wichtigsten Frauen in der Geschichte des Frauen-Fußballs und eine Persönlichkeit wie keine andere", sagt USA-Teamchef Vlatko Andonovski. Sie hat so viele unvergessliche Momente für ihr Team und ihre Fans geschaffen. Aber ihr Einfluss als Mensch ist noch wichtiger. Es ist eine wunderbare Erfahrung, sie trainieren zu dürfen."
Bei der diesjährigen, ihrer letzten, WM treffen die USA in der Gruppenphase auf Portugal, Vietnam und die Niederlande. Es wäre nicht verwunderlich, würde die laute, schrille und so erfolgreiche Karriere Rapinoes mit einem weiteren Titel zu Ende gehen.