Österreichs Fußball-Teamchef Ralf Rangnick hat Marcel Sabitzer für die EM-Qualifikationsspiele am 17. Juni gegen Belgien und am 20. Juni gegen Schweden nominiert. Der Mittelfeldspieler war in den vergangenen Wochen Manchester United wegen einer Knieverletzung nicht zur Verfügung gestanden, zuletzt habe es aber einen optimalen Heilungsverlauf gegeben, so Rangnick. Zudem nominierte der Deutsche mit Manprit Sarkaria und David Schnegg von Sturm Graz zwei potenzielle Debütanten.
Während Schnegg vielleicht mit einer Einberufung geliebäugelt hat und noch keinen Urlaub buchte, sieht es bei Sarkaria anders aus. Er musste seine Urlaubspläne umwerfen. "Wir hatten schon gebucht und müssen diese Reise jetzt ein anderes Mal machen. Aber ich freue mich riesig über die Einberufung und bin wirklich glücklich", sagte Sarkaria.
Sabitzer und Danso fraglich
Auch Daniel Bachmann, bei der EM vor zwei Jahren der ÖFB-Einsergoalie, erhält wieder eine Chance. Der Watford-Legionär ist einer von vier Torhütern im 27-Mann-Aufgebot. Heinz Lindner, zuletzt Stammkeeper, fällt nach seiner Tumor-Operation aus, Gernot Trauner musste verletzungsbedingt passen. Neben Sabitzer steht auch noch ein Fragezeichen hinter Kevin Danso, der an Adduktorenproblemen laboriert. David Alaba wird demnächst Vater – sollte sich die Geburt seines zweiten Kindes verzögern, wird der Kapitän mit Verspätung zur Mannschaft stoßen.
Nach den Heimsiegen im März über Aserbaidschan (4:1) und Estland (2:1) führt Österreich die Tabelle in Gruppe F mit sechs Punkten an, dahinter folgen Belgien und Schweden mit je drei Zählern. Die Belgier haben bisher jedoch erst ein Match ausgetragen. Die ÖFB-Auswahl trifft sich am Samstagabend in Windischgarsten, am darauffolgenden Freitag erfolgt der Abflug von Linz nach Brüssel. Ab Sonntag residiert man dann in Wien, wo man sich auf das Schweden-Match vorbereitet. Für das Match im Happel-Stadion wurden bisher mehr als 35.000 von 48.500 Tickets abgesetzt. Das ÖFB-Auswärtskontingent für Brüssel ist mit 1200 Fans bereits ausverkauft.
Gegen die Belgier wird Unterstützung nötig sein, schließlich handle es sich um den laut Rangnick "rein von der Qualität her stärksten Gegner der Gruppe". Thibaut Courtois sei der "im Moment weltbeste Torhüter" und Kevin De Bruyne "einer der besten, wenn nicht der beste offensive Mittelfeldspieler, den es gibt". Dennoch rechnet sich der ÖFB-Coach Chancen aus. "Ich traue uns zu, dass wir dort etwas holen, wenn wir auf höchstem Niveau performen. Wir wollen dort gewinnen." Seine Truppe holte zuletzt vier Länderspiel-Siege in Folge.
Belgien enttäuschte bei der WM in Katar mit dem Out in der Gruppenphase, überzeugte dann aber mit einer neu formierten Truppe auswärts gegen Schweden (3:0) und Deutschland (3:2). "Mir wäre es lieber gewesen, sie wären bei der WM weit gekommen und der Umbruch hätte noch ein bisschen gedauert. Das wäre im Nachhinein angenehmer gewesen", sagte Rangnick.
Fußball-freundliches Baby
Gegen Belgien wird Sabitzer wohl noch fehlen. "Sein Heilungsverlauf ist so gut, dass er sich vor einer Woche bei mir gemeldet hat und gesagt hat, dass er sich super fühlt", berichtete Rangnick. Sabitzer trainiert bereits auf dem Platz mit Richtungswechseln. Nach Untersuchungen bei den Klub-Ärzten von Manchester United und Bayern München gab es grünes Licht für die Einberufung des Steirers, dem ein kleines Stück vom Meniskus entfernt wurde. Rangnick: "Ich gehe im Moment nicht davon aus, dass er für das erste Spiel ein Kandidat ist. Aber theoretisch ist es nicht unmöglich, dass er für das zweite Spiel zur Verfügung steht."
Danso musste im letzten Ligue-1-Spiel am Samstag in Auxerre wegen der Adduktorenprobleme ausgetauscht werden, am Dienstag stand noch eine Untersuchung in Lens auf dem Programm. Ab Mittwoch wird der Innenverteidiger von der medizinischen Abteilung des ÖFB betreut.
Auch beim seit Montag in München weilenden Alaba ist nicht klar, ob er den Lehrgang von Beginn an absolvieren kann. "Nach allem, was ich von David weiß, ist der vorberechnete Geburtstermin der 11. Juni. Wenn das Baby Fußball-freundlich und -affin ist, kommt es am Freitag. Wenn nicht, kann es sein, dass David ein, zwei Tage später kommt. Das wäre auch kein Beinbruch", meinte Rangnick über den Real-Madrid-Legionär, der vor seinem 100. Länderspiel steht.
Vier Torleute im Test
Definitiv nicht dabei sein wird Lindner nach seiner Tumor-OP. "Der Kampf um die Nummer eins ist neu eröffnet", sagte Rangnick in diesem Zusammenhang. Er werde gemeinsam mit dem neuen Tormann-Trainer Michael Gspurning entscheiden, wer gegen Belgien beginnt. "Wir wollen uns alle miteinander noch einmal einen Eindruck vom Leistungsvermögen unserer vier Torleute verschaffen", erklärte Rangnick.
Zwei aus diesem Quartett – Patrick Pentz und Alexander Schlager – fehlte zuletzt die Spielpraxis. Schlager muss sich nach dem Transfer von LASK zu Red Bull Salzburg laut "Bullen"-Sportchef Christoph Freund wohl mit der Rolle als zweiter Torhüter zufriedengeben. "Der Wechsel war seine Entscheidung, ich bin nicht sein Berater oder Vater. Er ist alt genug, um selbst zu wissen, was gut für ihn ist und was nicht", meinte Rangnick zur Situation des 27-Jährigen.
Über die Neulinge Sarkaria und Schnegg sagte der Teamchef: "Sie haben in den letzten Wochen und Monaten bei Sturm gute Leistungen gezeigt und haben es sich verdient, wir sind auf beide sehr gespannt." Schnegg habe "viel Energie und Power", Sarkaria "einen Riesenlauf. Er hat viele Tore geschossen und vorbereitet".
Arnautovic noch nicht schmerzfrei
Ein alter Hase im ÖFB-Team ist Marko Arnautovic, der zuletzt bei Bologna wieder in die Spur fand. "Er ist noch nicht völlig schmerzfrei am Sprunggelenk, konnte aber an allen Einheiten teilnehmen", erzählte Rangnick.
Bei Arnautovic wird seit Wochen über einen Transfer zu AC Milan spekuliert, Christoph Baumgartner soll vor einem Wechsel zu RB Leipzig stehen. Auch bei anderen ÖFB-Internationalen könnte es demnächst zu einem Tapetenwechsel kommen, dies sollte nach den Angaben von Rangnick aber kein Problem darstellen. "Wir wollen nicht, dass Berater regelmäßig ein und aus gehen, doch dass sich der eine oder andere mit seinem Umfeld austauscht, ist völlig normal. Außerdem sind diese zwei Spiele ein wunderbares Schaufenster, um sich zu empfehlen."
Allerdings fallen die beiden Partien auch in eine Zeit, in der die Spieler nach einer teilweise kräfteraubenden Saison auf Klub-Ebene ausgelaugt sind. "Deshalb ist es besonders wichtig, eine gute Mischung aus Trainingsbelastung, taktischen Inhalten und Regeneration zu finden." Für Abwechslung werde gesorgt sein, versprach Rangnick. "Das Nationalteam ist keine Wohlfühloase und kein Ponyhof, aber wir wollen schon zwischendrin das Programm immer wieder auflockern."