FIFA-Präsident Gianni Infantino darf sich bei seiner angestrebten Wiederwahl als Chef des Fußball-Weltverbandes auch der Stimme des ÖFB sicher sein. Der 52-jährige Schweizer, seit 2016 im Amt, ist beim FIFA-Kongress am Donnerstag in Kigali der einzige Kandidat. Als ÖFB-Vertreter brachen am Montag Interimspräsident Johann Gartner und Generalsekretär Thomas Hollerer in Richtung Ruanda auf. Das österreichische Wahlverhalten ist klar: Das elektronische Kreuzerl erhält Infantino.
Mögliche Alternativen wären eine Enthaltung und eine Gegenstimme. Es ist eine offene Wahl, das Stimmverhalten der mehr als 200 FIFA-Mitglieder wird im Saal auf einem großen Bildschirm sichtbar gemacht. Infantino ist ob seiner Politik vor allem bei einigen europäischen Verbänden umstritten, weiß aber den Großteil der anderen Konföderationen hinter sich. So er nicht auf Anhieb die notwendige Zweidrittelmehrheit erhält, reicht ab dem zweiten Wahlgang eine einfache Mehrheit für weitere vier Jahre.
"Fakt ist, dass Gianni Infantino der einzige Kandidat für das Amt des FIFA-Präsidenten ist, und er wird daher auch vom ÖFB unterstützt", erklärte Gartner gegenüber der APA – Austria Presse Agentur. "Natürlich müssen Taten folgen, Werte definiert und gelebt werden. Der ÖFB möchte hier einen konstruktiven Part einnehmen." Die Chance, positiv auf das Geschehen im Weltverband einwirken zu können, scheint mit einer Stimme für den Amtsinhaber größer als mit einer Denkzettel-Aktion, so die Hoffnung.
ÖFB-Interimspräsident Gartner: "Müssen Brücken gebaut werden"
Der Fußball sei quer über seine Kontinentalverbände "sehr heterogen", meinte Gartner, der als ÖFB-Chef Anfang Februar nach dessen Rücktritt interimistisch von Gerhard Milletich übernommen hatte. "Hier müssen Brücken gebaut und unterschiedliche gesellschaftliche Wertesysteme vereint werden", sagte der Niederösterreicher. "Es geht nur mit gemeinsamen Lösungsansätzen und einer breiten Basis im internationalen Fußball."
Gartner sprach allerdings auch die nicht nur aufgrund der Menschenrechtssituation im Golf-Emirat umstrittene Winter-WM im Vorjahr in Katar an. "Man muss die Lehren aus dem Vergabeprozess der letzten WM und den folgenden massiven Diskussionen ziehen und hier ganz klare ethische Standards implementieren", betonte der 71-Jährige. "Dafür steht der ÖFB, und diesen Standpunkt werden wir vehement vertreten." Es hätte auch bereits eine erste konstruktive Aufarbeitung zwischen FIFA und UEFA gegeben.
Darauf soll aufgebaut werden. Die Europäer gelten weiterhin als Infantinos schärfste Kritiker. Der ÖFB begibt sich aber nicht wie etwa die skandinavischen Länder in die Oppositionsrolle, sondern will weiterhin konstruktive Kritik üben. Dieser Möglichkeit würde man sich mit einer Nichtwahl Infantinos wohl berauben. Man hofft auf Gehör.