In drei Wochen steht mit dem Heimdoppel in Linz gegen Aserbaidschan (24. März) und Estland (27. März) der Auftakt der EM-Qualifikation auf dem Programm. Bei der Endrunde 2024 in seiner Heimat Deutschland eine gute Rolle zu spielen, ist Rangnicks erklärtes erstes großes Ziel mit der ÖFB-Auswahl.
Dafür müssen sich die Österreicher aber erst einmal qualifizieren. "Wichtig ist, dass wir möglichst optimal starten", sagte Rangnick am Freitag bei einer Pressekonferenz in Linz. Aserbaidschan und Estland seien "alles andere, als im Vorbeigehen zu spielen. Auch diese zwei Gegner haben Qualität." Die Aseris würden eher den spielerischen Ansatz wählen, auch versuchen, in eigenem Ballbesitz Lösungen zu finden. "Dann kommt mit Estland ein Gegner mit anderer Herangehensweise." Einer bedeutend defensiveren.
Nur die beiden besten Teams aus der Quali-Gruppe, die auch noch Belgien und Schweden beinhaltet, lösen ein Direktticket. "Wir wollen uns direkt qualifizieren, das ist das klare Ziel", betonte Rangnick. "Wir wollen uns nicht wieder auf so ein Do-or-die-Spiel einlassen, wie es Österreich in Cardiff erlebt hat." Dort musste sich das ÖFB-Team noch unter seinem Vorgänger Franco Foda im WM-Play-off, das man über die Nations League erreicht hatte, Wales mit 1:2 beugen.
"Die Gruppe ist nicht einfach, aber sie ist auch nicht unmöglich. Wenn wir mit zwei Siegen starten, können wir mit viel Selbstvertrauen in das Spiel in Brüssel gegen Belgien gehen", skizzierte Rangnick die Marschroute in Richtung Juni.
David Alba ist fraglich
Ob David Alaba beim Auftakt in Linz mitwirken kann, ist ob seiner vergangenen Woche erlittenen Oberschenkelverletzung fraglich. "Das wird sicher knapp", meinte Rangnick. Er sei regelmäßig mit seinem Kapitän und auch der medizinischen Abteilung von Real Madrid im Austausch. "Wir müssen hoffen, dass der Heilungsverlauf einen Einsatz möglich macht. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man das aber noch nicht sagen."
Besser sieht es bei Marko Arnautović aus. Der Stürmerstar ist bei Bologna diese Woche wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Nach einer Fußverletzung plagten den 33-Jährigen zuletzt muskuläre Probleme im Hüftbereich. "Wir werden sehen, ob er wieder voll belastbar ist. Er war doch lange raus", sagte Rangnick. "Wenn er wieder 100-prozentig fit ist und auf gleichem Leistungsniveau wie vorher, wird er dabei sein."
Seinen Kader gibt der 64-Jährige am 14. März bekannt. Neue Gesichter sind möglich. Der Höhenflug von Offensivmann Mathias Honsak, der mit Darmstadt 98 drauf und dran ist, in die deutsche Bundesliga aufzusteigen, ist ihm nicht entgangen. Er kenne den 26-Jährigen von dessen Zeit in Salzburg. "Nach so einer langen Zeit so zurückzukommen, ist bemerkenswert", meinte Rangnick. "Wichtig wird aber sein: Wer ist gesund? Wer kommt zurück?"
Selbst eine Rückkehr von Christopher Trimmel ist nicht ausgeschlossen – auch wenn der Union-Berlin-Kapitän bei der EM 2024 bereits 37 Jahre alt wäre. Für Rangnick geht es um Leistung. "Wir werden jetzt in der Quali jedes einzelne Spiel genau so einschätzen, dass wir die größtmöglichen Chancen haben, zu gewinnen. Wir werden nur Spieler nominieren, von denen wir glauben, dass sie uns helfen, Spiele zu gewinnen."
"Jetzt wird es so richtig ernst"
Der Deutsche hat sich mit seinem Trainerstab zuletzt zwei Tage in Klausur begeben. Das jüngste Länderspiel gegen Europameister Italien (2:0 im Test in Wien) liegt dreieinhalb Monate zurück. "Wir sind alle sehr froh, dass es jetzt so richtig losgeht – ohne der Nations League irgendwo Abbruch tun zu wollen, wird es jetzt so richtig ernst. Wir freuen uns unbändig."
Das hat auch mit dem neuen Linzer Stadion zu tun. "Wir hoffen alle miteinander, dass beide Spiele ausverkauft sind, dass das Stadion aus allen Nähten platzt und hier ein richtiger Hexenkessel entsteht", erklärte Rangnick und erinnerte an die Stimmung im kleinen Stadion in Cardiff. "Genau so eine Atmosphäre brauchen wir auch in jedem Spiel, wenn wir zu Hause spielen – egal, ob in der Qualifikation für die EM in Deutschland oder dann für die WM in den USA, Kanada und Mexiko."
Der Teamchef freut sich auf die steilen Tribünen in Linz. "Das ist so, wie man sich ein Fußballstadion vorstellt." Die Heimkabine ist rund, der Trainer damit auch allen Ersatzspielern gleich nahe. "Das zeigt, dass man sich hier viele Gedanken gemacht hat. Ich finde es absolut gut zu Ende gedacht", sagte Rangnick, ehe er auch die Bedingungen am Ort des Trainingscamps in Windischgarsten inspizierte. Dort geht am 21. März ein gänzlich öffentliches Training des ÖFB-Teams über die Bühne.
Rangnick startet zuversichtlich in sein erstes volles Jahr als Nationaltrainer. "Man hat schon in den letzten Spielen gesehen: Wenn wir unseren Fußball auf den Platz bringen, können wir nicht nur vielen Gegnern Probleme bereiten, dann können wir auch fast alle Gegner schlagen." Man wolle mit "richtig proaktivem Fußball" selbst den Lauf der Dinge bestimmen können. "Wir wollen der Herr im Haus sein."