"Aber im Juni haben wir ja gesehen, dass wir in Kroatien gewinnen können." Diesen Satz vernahm man dieser Tage von Mitgliedern des ÖFB-Teams genauso oft wie "wir haben Frankreich beim 1:1 im Juni dominiert und hätten das Spiel gewinnen müssen". Die Vergangenheit zählt aber wenig. Und im Juni spielte Kylian Mbappe nur in den letzten 27 Minuten für die Equipe Tricolore. Das reichte, um den 1:1-Ausgleich zu erzielen.
Beim 2:0-Sieg der Franzosen im Stade de France spielte Mbappe von Beginn an und war der Hauptgrund, warum Österreich letztlich chancenlos war. "Chancenlos würde ich nicht sagen", sagt ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick dazu. "Wir hätten zur Halbzeit zurückliegen können. Aber zum Zeitpunkt des 0:1 lag das Gegentor nicht in der Luft. Wir haben in der ersten Viertelstunde der zweiten Hälfte die Kontrolle über das Spiel gehabt." Ganz entspricht das nicht den Tatsachen. Immerhin hätte Jonathan Clauss in der 52. Minute das 1:0 für die Franzosen erzielen müssen, als die Hausherren die österreichische Abwehr schwindlig spielte.
Das 0:1 von Mbappe ärgert Rangnick fürchterlich. "Der Zeitpunkt und die Art und Weise, wie wir es mitvorbereitet haben, war schon sehr ärgerlich. So darfst du das Tor nicht kriegen, egal wie gut der Gegner ist", sagt der Deutsche. "Die Niederlage hat einerseits mit der Qualität des Gegners zu tun und andererseits an der Art und Weise, wie wir gespielt haben. In einigen Situationen hätten wir mit mehr Körperlichkeit verteidigen und attackieren müssen."
Obwohl beim Weltmeister eine komplette Stammelf ausgefallen war, stand noch immer ein Weltklassekader zur Verfügung. "Wenn man sich die Ersatzbank von Frankreich ansieht, muss man sagen, dass fast jeder von denen eine große Chance hätte, in unserer Anfangsformation zu stehen", sagt Rangnick und legt nach. "Wenn Kylian Mbappe bei uns gespielt hätte, wäre die Partie anders ausgegangen. Aber leider haben wir keinen Kylian Mbappe."