Die ganz große Fußballbühne betritt heute Österreichs Fußball-Nationalteam. Um 20.45 Uhr (ORF 1 & DAZN live) gastiert das Team von Ralf Rangnick. Im Stadion Saint-Denis haben Marko Arnautovic und Co. mit einem Sieg die Möglichkeit, noch vor dem letzten Spiel der Gruppe A1 am Sonntag (20.45 Uhr) im Wiener Ernst-Happel-Stadion den Klassenerhalt in der Topkategorie der Nations League zu fixieren. Gleichzeitig würden die Franzosen vorzeitig den bitteren Gang in die B-Gruppe antreten müssen.
„Das wäre natürlich bitter für Frankreich“, sagt Bayern-Legionär Marcel Sabitzer. Der Routinier, der den Ausfall von Konrad Laimer sehr bedauert („Er ist ein Schlüsselspieler in unserem System“), weiß, wie man den regierenden Weltmeister und Nations-League-Triumphator besiegen kann. „Wir müssen wie beim 1:1 im Hinspiel, wo wir nicht weit von einem Sieg entfernt waren, viel Druck gegen den Ball machen und gut umschalten. Zudem brauchen wir aber auch Ruhe im Ballbesitz. Den Franzosen kann man nur mit der Mischung aus schnellem Umschalten, gesichertem Ballbesitz und Aggressivität wehtun.“
Kommentar: Für Fußball-Österreich steht die Euphorie auf dem Spiel
Für David Alaba zählt die Rückkehr ins Stade de France, das ein Fassungsvermögen von rund 80.000 Zusehern aufweist, zu etwas ganz Besonderem. In dieser Arena bestritt der 30-Jährige am 14. Oktober 2009 sein erstes von bisher 94 Länderspielen. Gegen Frankreich gab es mit der 1:3-Niederlage keine Punkte in der WM-Qualifikation zu holen. „Da war ich wirklich nervös und die Freude riesig, die Chance bekommen zu haben“, erinnert er sich. Den Tiefpunkt in seiner Teamkarriere erlebte der Wiener ebenfalls im Nationalstadion Frankreichs. Am 22. Juni 2016 unterlag Alaba mit Österreich im letzten Gruppenspiel der EM gegen Island mit 1:2, was das Vorrunden-Aus bedeutete. „Wenn du mir das nicht gesagt hättest, hätte ich es gar nicht mehr gewusst“, sagte Alaba mit spitzbübischem Grinser.
David Alaba hat auch gute Erinnerungen an Paris
Dass er das Gefühl des Triumphes aber auch in Saint-Denis kennt, hat der Linksfuß am 28. Mai dieses Jahres eindrucksvoll bewiesen. Mit Real Madrid besiegte er im Finale der Champions League Liverpool mit 1:0. Alaba krönte sich somit nach 2013 und 2020 (mit dem FC Bayern) zum dritten Mal zum Sieger des prestigeträchtigsten Klubbewerbs. Als „unglaublich“ beschreibt der Familienvater den Triumph. „Unser Glaube war unglaublich. Wir sind nicht nervös geworden, haben an unsere Stärken geglaubt und zugeschlagen“, sagte Alaba.
Heute soll ein weiteres Erfolgskapitel hinzukommen. Alaba wird die Mannschaft als Kapitän auf das Feld führen und voraussichtlich als Abwehrchef fungieren. Angesichts des Ausfalls von Andreas Ulmer dürfte Maximilian Wöber als linker Verteidiger starten und aufgrund der fehlenden Alternativen eine Dreierabwehr ausgeschlossen sein. Zudem dürften auch Christopher Trimmel, Nicolas Seiwald, Xaver Schlager, Marcel Sabitzer und Marko Arnautovic ihre Stammplätze ziemlich fix haben. Somit gibt es vier Fragezeichen. Wer spielt im Tor, wer neben Alaba in der Innenverteidigung, wer ersetzt Laimer im zentralen Mittelfeld und wer stürmt neben Marko Arnautovic?
Teamchef Ralf Rangnick hielt sich in der Aufstellungsfrage jedenfalls zugeknöpft. Wie kann man Frankreich aber schlagen? „Wir müssen richtig aggressiv mit viel Laufbereitschaft und Mut nach vorne agieren. Wenn wir selbst nur durchschnittlich spielen, sehe ich die Chancen nicht hoch an, etwas zu holen“, meinte der Deutsche.
Michael Lorber aus Paris