Ja, es ist ein frischer Wind, der im österreichischen Nationalteam weht. Manchmal kann der aber auch Gegenwind sein - und das vom eigenen Trainer. Denn während man in Fußball-Österreich durchaus das 1:1 gegen Weltmeister Frankreich zufrieden war, zeigte sich ein Mann verärgert: der neue Teamchef. Ralf Rangnick war nämlich nicht gewillt, Gratulationen entgegenzunehmen: "Es gibt nichts zu gratulieren. Ich bin mit dem Spiel zufrieden, aber ganz sicher nicht mit dem Ergebnis. Wenn du so lange 1:0 führst und das Spiel dann so weggibst, dann gibt es nichts, was sich nach Gratulation anfühlt."
Was der Deutsche damit meinte: Dass dem sehenswerten Ausgleich durch den teuersten Spieler der Welt, Kylian Mbappé, ein Freistoß für Österreich in der gegnerischen Hälfte vorangegangen war. "Dann aus so einer Situation acht Sekunden später ein Kontertor einzufangen, das ist einfach naiv. Und es ist uns auch schon gegen Dänemark passiert", ärgerte sich Rangnick. Was ihn fast in Rage brachte, war das beruhigende "Aber immerhin gegen den Weltmeister..." im TV. "Warum immerhin? Wir haben ja geführt und das 1:0 aus der Hand gegeben. Da gibt es nichts zu gratulieren."
"Das fühlt sich nicht so gut an"
Auch David Alaba, der in der zweiten Hälfte mit Adduktorenproblemen vom Platz musste, war enttäuscht. "Das Tor darf man so in dieser Version nicht bekommen. Da müssen wir abgebrühter spielen. Deswegen fühlt sich das nicht so gut an." Was beide meinten: Österreich verteidigte in der zweiten Hälfte zwar mit Mann und Maus, aber durchaus nicht schlecht und erfolgreich. "Es ist klar, dass sie die eine oder andere Möglichkeit haben, wenn man schaut, mit wem sie spielen. Aber wir haben es super verteidigt, extrem kompakt - und wir hatten auch den einen oder anderen Konter. Am Ende geht es ums Ergebnis - und wenn ich die Situation gegen Dänemark nehme, dann hat uns das vier Punkte gekostet."
Unzufriedenheit allerorts? Nicht ganz. Denn Andreas Weimann, der in seinem 18. Länderspiel endlich auch getroffen hat, strahlte trotz des 1:1. "Ich habe lange auf mein erstes Teamtor gewartet - und es hätte kein besseres Spiel dafür geben können", sagte der England-Legionär, der zwar auch "ein bisschen enttäuscht" war, aber: "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, wir können zufrieden sein."
Pentz: "Hätte lieber den Sieg gehabt als Saves"
Patrick Pentz war auch in seinem zweiten Länderspiel eine Bank - hatte er in Hälfte eins bei einer Doppelchance von Benzema noch Glück und eine gute Reaktion beim Nachschuss ("Aber da hätte ich den ersten Ball festhalten müssen, dann kommt so was gar nicht"), so war er gegen Ende des Spiels wahrlich Turm in der Schlacht, hielt das Unentschieden fest, einmal auch sensationell gegen Mbappe. Aber: "Ich hätte lieber den Sieg genommen - und gar keine Saves gehabt."
Schlüssel zum Erfolg war aber das ständige Pressen im Mittelfeld der Österreicher, dank des (Ex-)Salzburg-Trios Laimer, Schlager und Seiwald. "Wir sind Typen, die alles reinhauen. Wir wollen alle drei jedes Spiel gewinnen", erklärte Laimer, der einmal mehr lief wie aufgezogen. Solange es die Energie eben zuließ. Aber er wusste auch: "Wenn du gegen einen Gegner wie Frankreich kleine Fehler machst, werden die sehr schnell eiskalt bestraft. Das war am Ende so. Wir haben gegen den Weltmeister 1:1 gespielt - aber es nervt natürlich, wenn man so kurz vor Ende noch führt."