Das heutige Nations-League-Heimspiel gegen Frankreich ist für den Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) nicht nur aus sportlicher Sicht von großer Bedeutung. Das volle Happel-Stadion bescherte dem größten heimischen Sportfach-Verband auch beträchtliche Einnahmen. Geschäftsführer Bernhard Neuhold rechnete mit einem Brutto-Erlös von rund 1,3 Millionen Euro.
Nach Abzug etwa von Stadionmiete, Sicherheitsdienst oder Catering sollte ein sechsstelliger Betrag im mittleren bis hohen Bereich übrig bleiben, sagte Neuhold der APA. Erstmals seit vier Jahren beim Testmatch gegen Brasilien und damit auch erstmals seit Corona ist in der Arena im Wiener Prater Massenbesuch angesagt. "Wir sind extrem froh, dass wir wieder die Möglichkeit haben, Tickets zu verkaufen. 2020 und 2021 hatten wir kaum Erträge aus Kartenverkäufen und Hospitality, und das war in unserer wirtschaftlichen Gebarung eine Position, die uns definitiv abgegangen ist", meinte der Niederösterreicher.
Tickets beziehungsweise VIP-Pakete zählen neben Sponsoring, TV-Rechten sowie Förderungen aus nationalen Töpfen und von UEFA und FIFA zu den sechs Einnahmen-Säulen des ÖFB, in guten Zeiten lukrierte man aus diesem Bereich zwischen fünf und sieben Millionen Euro brutto pro Jahr. "Jetzt sind wir froh, dass wir wieder eine Perspektive bekommen haben. Wir hoffen, dass wir durch den Neustart mit Teamchef Ralf Rangnick und den attraktiven Partien in der Nations League die Rückkehr zu alten Gewohnheiten schaffen, was den Stadionbesuch betrifft", erklärte Neuhold.
Attraktive Gegner, mehr Zuseher
Ein Verbleib unter den Top-Nationen in Liga A der Nations League wäre laut dem ÖFB-Geschäftsführer aus sportlicher und wirtschaftlicher Sicht äußerst wünschenswert. "Man könnte sich mit den besten Nationalmannschaften messen. Und in dem Moment, wo du in einer attraktiven Gruppe bist, ist es auch für die Zuschauer interessanter."
Zudem bringt das Antreten in Liga A ein Startgeld von 1,5 Millionen Euro. In Liga B, wo das ÖFB-Team in den ersten beiden Nations-League-Auflagen engagiert war, erhält man lediglich eine Million Euro. Punkteprämien gibt es in dem relativ neuen Bewerb nicht, dafür ist der Gruppensieg noch einmal 1,5 Millionen Euro Wert. Der Nations-League-Sieger kassiert insgesamt 7,5 Millionen Euro.
Die wirklich großen Summen werden bei Endrunden verteilt, so erhielt der ÖFB für den EM-Achtelfinal-Einzug im Vorjahr 12,75 Millionen Euro an UEFA-Prämien. Das ließ das Budget des Verbandes 2021 auf rund 60 Millionen Euro ansteigen, in diesem Jahr bewegt man sich wieder in einem Rahmen zwischen 45 und 50 Millionen Euro.
Eine schwarze Null trotz Corona
Trotz Corona bilanzierte man 2020 mit einer schwarzen Null, 2021 gab es nach den Angaben von Neuhold einen Abgang im mittleren sechsstelligen Bereich. Insgesamt sei der ÖFB finanziell nach wie vor gut aufgestellt. "Wir sind dankbar, dass wir eine treue Sponsorenfamilie haben, die auch 2020 und 2021 ein flächendeckendes Bekenntnis zum ÖFB gegeben hat. Deshalb sind wir, was Sponsoring betrifft, gut durch diese Zeit gekommen", meinte Neuhold und blickte erwartungsfroh in die Zukunft. "Wir hoffen, dass wir mit der stabileren Lage in der Pandemie und einer im Aufbruch befindlichen Gesamtkonstellation rund um das Nationalteam die treuen Partner weiterhin an uns binden und auch neue Sponsoren finden können. Wir hätten noch das Potenzial, den einen oder anderen Partner zu transportieren."
Der ÖFB verfügt nach wie vor über positives Eigenkapital. "Wir befinden uns unverändert auf einer stabilen Basis und besitzen Rücklagen, die es uns ermöglichen, Infrastrukturprojekte am Radar zu haben", sagte Neuhold. Priorität Nummer eins hat in diesem Zusammenhang das Trainingszentrum und die ÖFB-Geschäftsstelle, die gemäß Präsidiumsbeschluss vom vergangenen Oktober in Wien-Aspern errichtet werden sollen. Erste Angebote für das Bauvorhaben, das je zu einem Drittel von Bund, Stadt Wien und ÖFB finanziert wird, sind bereits eingetroffen und werden nun analysiert.
Aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen ist allerdings anzunehmen, dass dieses Projekt die vom Präsidium festgeschriebenen maximalen Gesamtkosten von 60 Millionen Euro übersteigen könnte. "Wir werden in den nächsten Wochen einen Ist-Stand präsentiert bekommen und dann sehen, inwieweit sich die Angebote in den vom Präsidium vorgegebenen Prämissen bewegen werden", sagte Neuhold. "Wenn diese Prämissen nicht erfüllt werden, liegt es am Präsidium, weitere Beschlüsse zu fassen, in welcher Form das Projekt weiter vorangetrieben werden soll oder darf."