Arsenal, Tottenham, Bayern, Frankfurt, Hoffenheim, Montpellier. Es sind klingende Namen, bei denen das Gros der österreichischen Frauenfußball-Nationalteamspielerinnen aktiv sind. Nur acht Akteurinnen des aktuellen Kaders, den Teamchefin Irene Fuhrmann für die wichtigen WM-Qualifikationsspiele am Freitag (20.30 Uhr) gegen Nordirland und am 12. April (19 Uhr) gegen Lettland - jeweils in Wiener Neustadt - nominiert hat, spielen in Österreich. Eine davon ist Stefanie Enzinger von Serienmeister St. Pölten. Die 31-Jährige war davor auch für Wacker Innsbruck und den SK Sturm auf Torjagd. Und das ziemlich erfolgreich: 113 Bundesliga-Treffer seit der Saison 2013/2014 sprechen eine klare Sprache. "Eigentlich habe ich aber als Defensivspielerin mit dem Fußball begonnen", sagt die Salzburgerin. "Immer, wenn Spielerinnen den Verein gewechselt haben, bin ich dann eine Position nach vorne gerückt. Ich bin sowieso nicht so der verteidigende Typ", sagt die Angreiferin.
Als erste Spielerin überhaupt erzielte sie einen lupenreinen Hattrick (16., 17., 23.) im ÖFB-Team. Noch wichtiger als ihre drei Tore beim 8:0-Erfolg in Luxemburg in der laufenden WM-Qualifikation war aber ihr Tor zum 2:2-Ausgleich in der 92. Minute auswärts in Nordirland. "Dort haben wir die erste Hälfte dominiert und hätten viel mehr Tore machen müssen", sagt Enzinger. Durch ihr Tor wurde es zumindest ein Punkt. Vor dem Heimspiel gegen die Nordirinnen, die im Kampf um den zweiten Platz in der Gruppe und dem damit verbundenen Ticket für das WM-Play-off mit den Österreicherinnen gleichauf sind, ist klar, was das Ziel für Freitag ist. Enzinger: "Es muss ein Sieg her. Schon allein wegen der Leistung im Auswärtsspiel, wo wir eigentlich die drei Punkte mitnehmen hätten müssen."
Vielleicht auch wieder mit einem Treffer der robusten Stürmerin. "Der physische Spielstil von Nordirland kommt mir sicher entgegen. Ich spüre das Vertrauen von Irene (Fuhrmann, Anm.)." Aber auch, wenn sie wieder "nur" als Einwechselspielerin dabei ist, wird sie alles geben. "Das war auch bei der EM 2017, wo wir bis ins Halbfinale gekommen sind, ein großer Punkt: Es gibt keinen Neid im Team, jede freut sich für die andere und steckt als Einzelperson zurück."
Studium wichtiger als ein Auslands-Transfer
Zurückgesteckt hat Enzinger auch in der Vergangenheit - und zwar für ihre persönliche Zukunft. Weil ihre zahlreichen Tore in Österreich auch außerhalb Österreichs nicht unbemerkt blieben, gab es Angebote für einen Transfer ins Ausland. "Da war ich aber gerade mitten im Bachelor-Studium, das wollte ich unbedingt fertig machen", sagt die ehemalige BWL-Studentin. Mittlerweile befindet sie sich schon auf der Zielgeraden des Master-Studiums. Den macht sie im Bereich "Training und Sport", im Sommer ist sie auf den Spielberichten dann als "Stefanie Enzinger, MSc" zu finden. Dass sie deswegen - im Gegensatz zu den meisten ihrer Nationalteamkolleginnen - nie im Ausland gespielt hat, stört sie kaum. "In St. Pölten haben wir eine richtig gute Infrastruktur, da sind wir wahrscheinlich besser aufgestellt als 50 Prozent der Vereine in Deutschland." Und auch von Niederösterreich aus bereist sie des Fußballs wegen ganz Europa. In der Champions League war Enzinger unter anderem etwa in Turin gegen Juventus als Torschützin erfolgreich. Foto mit Superstar Cristiano Ronaldo, der damals noch in Italien gespielt hat und am Trainingsgelände zufällig an den St. Pöltenerinnen vorbeigelaufen ist, inklusive. "Das ist echt ein cooler Typ, überhaupt nicht arrogant", sagt Enzinger.
Und vielleicht gibt es im Juli sogar ein Wiedersehen. Dann ist Enzinger mit dem ÖFB-Team beim Auftakt der EM-Endrunde im ausverkauften Old Trafford gegen England im Einsatz. 75.000 Fans sind dabei. Möglicherweise auch Ronaldo, der mittlerweile ja wieder für Manchester United spielt.