Er übernahm die volle Verantwortung, hörte in sich hinein und die innere Stimme wies Franco Foda den Weg. Diesen wird der Deutsche nach dem Spiel gegen Schottland (20.45 Uhr, ORF 1) nicht mehr gemeinsam mit der Fußball-Nationalmannschaft beschreiten. Der "Deutschösterreicher", wie er sich selbst bezeichnet, zog die Konsequenzen aus dem Verpassen der WM-Qualifikation und zieht sich als Teamchef zurück. Präziser ausgedrückt, verzichtet er nun von sich aus auf eine Verlängerung des am 31. März auslaufenden Vertrages. Nach viereinhalb Jahren tritt Österreichs nationaler Fußball somit in eine neue Ära ein.
Es sei zwar, sprach Foda, eine Fortsetzung noch immer im Raum gestanden, doch er spürte, dass er mit dieser Überlegung allein gelassen worden wäre. Also legte der 55-Jährige das Gesetz des Handelns in die eigenen Hände und entgeht damit haarscharf dem Schicksal seines Vorgängers Marcel Koller, der 2017 gefeuert worden war. "Ich mache jetzt das Gleiche mit, was ich damals aus anderer Sicht erlebt habe. Es sind die gleichen Mechanismen", erinnerte Foda an die damalige Transformation.
Foda kann erhobenen Hauptes abtreten, denn die Gesamtbilanz spricht keineswegs gegen den Wahl-Grazer. Doch innerhalb der Schwankungsbreite der Leistungen des Teams schlug das Pendel in der jüngeren Vergangenheit immer öfter nach unten aus. Das Aus in der WM-Qualifikation, die Österreich eine zweite große Chance beschert hatte, hat das Ende der Amtszeit des Nationaltrainers besiegelt.
Woran ist Foda gescheitert? Ganz gewiss mangelt es dem Trainer nicht an der erforderlichen Qualifikation, auch nicht an der Autorität. Das Problem ist in seiner Grundhaltung zu suchen, die bei der Risiko-Abwägung stets der defensiven Variante den Vorzug gab. Foda schaffte es nicht, über den eigenen Schatten zu springen, weshalb der Beobachter immer wieder das Gefühl vermittelt bekam, dass die Mannschaft nicht so auftritt, wie sie es gerne vorzeigen würde. Mit mehr Lust am Fußball, mit bedingungsloser Hingabe, wie sie die Waliser zeigten oder zuvor schon die Dänen vorführten. Die Leidenschaft, sie wurde hervorgekehrt im EM-Achtelfinale gegen Italien, aber sie drang viel zu selten nach draußen, dorthin, wo Spieler und Fans mitgehen. Sie wurde zu oft der Nüchternheit geopfert.
Vor weiterer, im Falle des Nicht-Rücktritts verstärkter Unruhe, habe er, erklärte Foda, "keine Angst" gehabt. Trotzdem sei es wichtig, dass jetzt "Ruhe einkehrt. Man entwickelt so ein Gefühl. Ich bin immer schon einer gewesen, der Verantwortung übernimmt und stehe in der ersten Reihe, also habe ich mich entschieden, Schluss zu machen". Er habe sich in den Tagen seit dem Aus in der WM-Qualifikation durch die Niederlage gegen Wales "sehr viele Gedanken" gemacht. "Wir haben uns nicht qualifiziert, daher beende ich meine Tätigkeit mit dem Spiel gegen Schottland."
Die Abschiedserklärung erhielt bisweilen eine staatstragende Note. "Es war für mich eine große Ehre, das österreichische Nationalteam betreuen zu dürfen", sagte Foda. Sein Nachfolger dürfe sich auf eine charakterstarke Mannschaft freuen.
Marko Arnautovic ließ hingegen offen, ob er seine Nationalteam-Karriere fortsetzt oder ebenfalls mit dem Schottland-Match beendet. Der in drei Wochen 33-Jährige gab an, "geschockt" gewesen zu sein, als er vom bevorstehenden Abgang des Teamchefs Kenntnis erlangte, und so streute der begabteste Österreicher dem Scheidenden Rosen. "Die Zeit mit Franco Foda war für mich persönlich überragend, ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer, wir haben nicht immer nur über Fußball gesprochen, sondern auch über Privates. Die Beziehung zur ganzen Mannschaft war sehr gut, das zeichnet ihn aus, dass er immer Charakter gezeigt hat, er war uns gegenüber ein Supertyp."