Das 48. Länderspiel von Franco Foda als ÖFB-Teamchef wird definitiv sein letztes sein. Mit Abpfiff des Freundschaftsspiels des Fußball-Nationalteams am Dienstag in Wien gegen Schottland endet die zweiterfolgreichste Teamchef-Ära in Rot-Weiß-Rot nach knapp viereinhalb Jahren. Der Nachfolger soll bis Ende April feststehen. Sportdirektor Peter Schöttel wird – wie schon 2017 – Vorschläge präsentieren und das Präsidium entscheidet.

Man darf es vorwegnehmen: Eine international schillernde Trainerpersönlichkeit wird diesen Posten nicht übernehmen. Warum? Da wären einmal die finanziellen Rahmenbedingungen. Der ÖFB ist bereit, eine monetäre Obergrenze von rund einer Million Euro jährlich auszugeben – international gesehen ein Butterbrot. Dabei soll aber im Idealfall der Assistent inkludiert sein. Für Trainer, die einen riesigen Betreuerstab gewohnt sind/waren, wird es aber nicht nur bei einem Co-Trainer bleiben. Ein Umstand, der viele Coaches einen weiten Bogen um diese Aufgabe machen lässt.

Klar wäre es eine charmante Lösung, einen Österreicher unter Vertrag zu nehmen, der im Ausland für Furore sorgt. Da fallen sofort die Namen Ralph Hasenhüttl (Southampton), Adi Hütter (Mönchengladbach) und Oliver Glasner (Frankfurt). Teure Ablösen kann und will sich der ÖFB nicht leisten. Sollte es doch so sein, dass diese Trainer riesige Abstriche in Kauf nehmen würden, stellt sich die Frage: Warum soll man sich die Aufgabe antun?

Das ÖFB-Präsidium als Problem

Professionelle Rahmenbedingungen darf man sich im größten Sportverband Österreichs nicht erwarten. Infrastrukturell gehört der ÖFB im europäischen Vergleich zu den Schlusslichtern. Da ginge es gar nicht primär um die Frage des völlig antiquierten Ernst-Happel-Stadions. Der ÖFB befindet sich nicht einmal im Besitz eines Trainingszentrums. Ex-Präsident Leo Windtner machte sich dafür stark und handelte dafür je 20 Millionen von der Stadt Wien und dem Bund heraus, um in Aspern ein 60-Millionen-Euro-Projekt möglich zu machen. Interne Streitigkeiten im ÖFB-Präsidium verhindern mittlerweile jahrelang die Umsetzung. Nun dürften sich die Kosten auch aufgrund der gestiegenen Rohstoff-Preise deutlich erhöht haben. Da sich der Verband intern ein Limit aus Eigenmitteln in Höhe von 23 Millionen Euro gesetzt hat, müssten die Fördermittel wohl stark angehoben werden, was zu bezweifeln ist. Sollte der Bau dennoch im Herbst starten, würde die neue Heimat für die Nations League und die EM-Qualifikation noch kein Thema sein.

Die internen Querelen, die im Verband herrschen, dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Die Tätigkeit mancher Landespräsidenten dient oft nur dem eigenen Machterhalt, nicht aber dem Wohle des heimischen Fußballs. Das bedingungslose Festhalten an Sportdirektor Peter Schöttel, dessen Leistungsnachweis nicht hinterfragt wird, ist hier explizit zu nennen. Seine Amtszeit besteht vorrangig im Verwalten und nicht im Gestalten. Am Beispiel der Nachwuchs-Nationalteams äußert sich das in völlig unterschiedlichen Zugängen der jeweiligen Trainer. Eine durchgängige Philosophie gibt es nicht. Schöttel passt den Landesfürsten aber gut ins Bild: nicht unbequem, nicht hinterfragend, nicht zu ambitioniert.

Markus Schopp wäre ein geeigneter Kandidat

Beim neuen Teamchef kann er nicht viel falsch machen. Die Liste der wirklich realistischen (also dem Präsidium bekannten) Kandidaten hält sich in Grenzen. Sollte Peter Stöger wollen, wird er neuer Teamchef werden. Andreas Herzog, der bei der Admira eine Ausstiegsklausel besitzt, wird wohl fix in den Top drei landen. Was sich unter Stöger ändern würde? Der 55-Jährige gilt als Menschenfänger, der sich bei allen Medien höchster Beliebtheit erfreut. Zwei Dinge, die Foda nicht gelangen. Fußballerisch steht Stöger für kein größeres Spektakel als Foda – im Gegenteil. Einige renommierte Trainer sehen Fodas Ära nicht negativ, eine deutlich andere Handschrift als zu seiner Amtszeit bei Sturm erkannten sie ebenso wie einen einleuchtenden Matchplan. Die Idee, das Team im Red-Bull-Stil auftreten zu lassen, darf als nicht umsetzbar in die Schublade gesteckt werden. Einerseits gibt es zu wenige Akteure, die dies beherrschen und lieben, andererseits braucht es neben Umschalt- auch Positionsspiel – also eine ideale Mischung. Ein Profil, das Markus Schopp sehr gut verkörpern würde.

Was die Wales-Partie sportlich eindrucksvoll gezeigt hat: Österreich verfügt über keinen Spieler der individuellen Klasse eines Gareth Bale. Einstige Führungsspieler wie Julian Baumgartlinger, Zlatko Junuzovic, Christian Fuchs, Sebastian Prödl oder Marc Janko gibt es nicht mehr. Dass es seit 14 Jahren keinen Pflichtspielsieg gegen eine Top-20-Nation und seit 24 Jahren keine WM-Teilnahme gab, ist Realität. Egal, wer Teamchef wird: Es gibt keinen Grund für zu hohe Erwartungen. Nicht mit diesem ÖFB.