Es könnte ja alles sehr einfach und schnell abgewickelt werden, denn es gibt einen Kandidaten, der erstens zu haben, zweitens leistbar und drittens fachlich qualifiziert ist. Peter Stöger geht als Favorit ins Rennen um die Nachfolge von Franco Foda als ÖFB-Teamchef, aber er ist nicht der Fußball-Weisheit letzter Schluss. Und außerdem darf vom mit der Suche beauftragten Peter Schöttel mehr Fantasie und Kompetenz verlangt werden als der aktuell offenbar naheliegendste Vorschlag für diese Spitzenposition.
Dem Sportdirektor stehen ohnehin nicht nur wegen dieser kniffligen Personalfrage arbeitsintensive Tage und Wochen bevor. Schöttel muss nämlich eine grundlegende sportliche Analyse über die Ursachen des Scheiterns in der WM-Qualifikation abliefern. Und wird diese von den Landesfürsten abgesegnet, darf bzw. muss der nationale Sportchef dem Gremium, möglichst bis spätestens 29. April, dem Termin der nächsten Präsidiumssitzung einen praktikablen und plausibel dargelegten Vorschlag für die Teamchef-Funktion unterbreiten.
Der neue Mann muss vor allem zwei Vorgaben erfüllen, und zwar einerseits über eine klare Linie verfügen, andererseits aber die unter dem scheidenden Nationaltrainer Franco Foda nicht immer, aber doch sehr häufig schmerzlich vermisste Leidenschaft entfachen. Ein Einsatz in der Nationalmannschaft darf niemals als Aufenthaltsraum für die bloße Pflichterfüllung betrachtet werden, das hat ein künftiger Teamchef bedingungslos zu vermitteln.
Finanzielle Grenzen
Aber er muss natürlich auch finanzierbar sein, schließlich ist ein neuer Nationaltrainer nicht als Solist unterwegs, er bringt normalerweise ein Team seines Vertrauens mit, das muss alles bezahlt werden. Ganz enge Grenzen sind dem ÖFB zwar in dieser Hinsicht nicht gesetzt, aber ins Unendliche strapazierbar ist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Verbandes natürlich nicht. Ein Marco Rose würde ohne Zweifel sehr nahe an die Ideallösung herankommen, allerdings steht der Ex-Salzburg-Trainer bei Dortmund bis 2024 unter Vertrag und müsste bei einer mutmaßlichen Jahresgage von 4,5 Millionen Euro doch enorme Abstriche machen.
Als nicht minder interessant gilt mit Roger Schmidt ein weiterer Trainer mit Salzburg-Vergangenheit, der seinen Vertrag bei PSV Eindhoven nicht verlängert. Die Frage lautet: Würden sie überhaupt kommen? Doch das Beispiel Marcel Koller hat die österreichische Szene bereichert und gelehrt, dass eine von außen zugespielte Variante äußerst belebende Wirkung erzeugen kann. Auch ein Überraschungskandidat wie etwa der langjährige Freiburg-Trainer Christian Streich muss als Vorschlag bzw. Lösung möglich sein.
Das bedeutet nicht, dass eine österreichische Lösung schlecht sein muss. Es stünde, auch abseits von Stöger und des ewigen Andi Herzog, qualitativ geeignetes bis hochwertiges Personal zur Verfügung. Mit einer 08/15-Entscheidung über den Weg des geringsten Widerstandes wäre niemandem gedient und Schöttel sowie Präsidium hätten sich ad absurdum geführt. Sie würden sich selbst überflüssig machen, also abschaffen.