"Wales. Golf. Madrid. In dieser Reihenfolge" - Gareth Bales Vorlieben sind bekannt. Während Wales' Fußball-Star den Aufstieg von Real Madrid ins Champions-League-Viertelfinale wieder einmal aus der Rolle des Zuschauers erlebte, wurden in Cardiff die letzten Arbeiten an einer von ihm mitfinanzierten Minigolf-Bar getätigt. Dass der Fokus des 32-Jährigen nicht unbedingt auf Real liegt, wird in Spanien nicht gerade gutgeheißen. Mit dem Nationalteam plant Bale indes wieder Großes.
Es ist dasselbe Spiel, das Bale seit vergangenem Sommer wieder durchzieht. Bei Real mit einem Gehalt von kolportierten 700.000 Euro pro Woche ausgestattet auf dem Abstellgleis, schier dauerverletzt und lustlos kämpft der Offensivstar für die "Drachen" stets mit Leib und Seele. Bale ist dabei nicht alleine. Aaron Ramsey ist der zweite Schlüsselspieler bei Wales. Den Mittelfeldmann plagen zwar keine Motivationsprobleme, Ramsey hat in dieser Saison aufgrund von Verletzungen jedoch kein Dutzend Spiele bestritten. Auswirkungen soll das nicht haben.
Gegen Österreich soll das Duo im Halbfinale des WM-Play-offs am Donnerstag (20.45 Uhr/live ORF 1) stechen. "Wenn sie das Trikot anhaben, gehen sie auf ein anderes Level", kündigte Rob Page an. Der walisische Teamchef bekräftigte: "Große Spieler liefern in großen Spielen ab. Das haben sie schon immer getan." Auch komme seinen Stars eines entgegen: Nach dem Halbfinale gegen Österreich wartet wegen der Verschiebung der Partie zwischen Schottland und der Ukraine erst im Juni ein mögliches Finale um den WM-Startplatz.
Gareth Bale auf dem Weg zum Rekordspieler
Dass die Reise nach Katar zu Jahresende ganz nach seinem Geschmack wäre, hat Bale bereits kundgetan. Der EM-Endrunde 2016, bei der für die Briten erst im Halbfinale Endstation war, soll noch etwas folgen. "Es war für mich immer wichtig, mit Wales bei einem großen Turnier zu spielen. Mit einer WM-Teilnahme würden wir auch noch den letzten Punkt auf der Liste abhaken. Davon träumen wir alle", gab der in Cardiff geborene Flügelspieler zu Protokoll.
Bei 100 Länderspielen hält Bale bis dato. Walisischer Rekordhalter ist Chris Gunter mit 106 internationalen Einsätzen. Der noch aktive Verteidiger steht ebenfalls im aktuellen Kader. Ramsey hat bisher 71 Spiele für Wales absolviert. Auch beim langjährigen Arsenal-Profi stellten sich nach seinem Transfer zu Juventus Turin Blessuren ein. In der laufenden Saison absolvierte Ramsey für Juve bis zur Winterpause nur drei Ligaspiele, ehe er zu den Glasgow Rangers ging. Für die Schotten kommt er seit Jänner auf 133 Liga-Minuten, wobei Ramsey am Wochenende fast die komplette Partie absolvierte.
Ganze 77 Minuten stand Bale seit dem 5:1 mit Wales gegen Weißrussland im vergangenen November für Real auf dem Rasen. Den "Clasico" am Sonntag ließ er wegen Rückenproblemen aus. Auch in der Champions League ist er bisher kein Faktor. Verletzt in der Gruppenphase, drei Minuten als Wechselspieler im Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain. Der im vergangenen Sommer zu Real gewechselte David Alaba kann die gemeinsamen Einsätze an einer Hand abzählen.
Der "Golfer" wurde zum Provokateur
Im Bernabeu-Stadion ist Bale, der im Vorjahr an Tottenham verliehen war, seit Februar 2020 nicht mehr eingelaufen. Seit 2013 spielt er bereits für Real, sein Vertrag läuft im Sommer aus. Dass er bis dato keinen Satz auf Spanisch über die Lippen bringt, bezeichnete Bale als Lüge der spanischen Presse. Immerhin kann er darauf verweisen, dass er Real 2014 und 2018 mit wichtigen Toren in den Finalspielen die Trophäen in der Champions League gesichert hat. Trainer Zinedine Zidane war freilich nie ein Freund des 100-Millionen-Euro-Einkaufs. Sein Spitzname im Team: "The Golfer".
Inzwischen wirkt Bale in seiner Rolle bei den Königlichen fast wie ein Provokateur. Gar nicht amüsiert war man in Spanien im November 2019, als er im Teamtrikot lachend mit dem Banner "Wales. Golf. Madrid." posierte. Von der "zigsten Unverschämtheit gegenüber Real" schrieb die Sportzeitung "Marca".
Schon davor wurden Ärzte zitiert, wonach Bales anhaltende Blessuren auch mit den für Fußballer untypischen Bewegungen beim Golfschwung zusammenhängen könnten. Bale war dies egal. Über den Zugang zu seiner liebsten Beschäftigung sagte er bei einem Besuch der Spanish Open im vergangenen Herbst: "Das Ding ist, dass Golf psychologisch viel fordernder ist. Ich fühle mehr Druck am Golfplatz als vor 80.000 Zuschauern im Stadion."