Genau 120 Tage ist es her, als Österreichs Fußball-Nationalmannschaft das bislang letzte Spiel bestritten hat. Zum Abschluss der WM-Qualifikation gab es gegen Moldawien einen 4:1-Sieg zu bejubeln. Das Ticket für die Endrunde in Katar, wo heuer von 21. November bis 18. Dezember in einem ungewöhnlichen, aber auf Grund des Klimas alternativlosen Zeitraum gespielt wird, war da aber über diesen Weg nicht mehr erreichbar.
Dafür gibt es jedoch noch eine Alternative. Im WM-Play-off, in das das ÖFB-Team dank des Gruppensieges in der Nations League gerutscht ist, geht es ab nächster Woche um die letzte Chance. Im Halbfinale gastiert die rot-weiß-rote Equipe am 24. März in Cardiff gegen Wales. Nur der Sieger dieses K.o.-Duells steigt in das Finale auf, das allerdings erst im Juni ausgetragen wird. Grund dafür ist der fehlende Endspielgegner bzw. der Krieg in der Ukraine. Das parallel stattfindende Semifinale zwischen Schottland und der Ukraine wurde nämlich auf Juni verschoben.
Für ÖFB-Teamchef Franco Foda ist diese Entscheidung absolut nachvollziehbar. "Kein ukrainischer Spieler kann da etwas dafür. Es ist ein ganz wichtiges Zeichen, sich da solidarisch zu zeigen", sagt der Deutsche, dem die Situation in den Kriegsgebieten auch nahe geht. "Es ist unfassbar. Ich habe in meinem Freundeskreis Ukrainer. Da verlieren Menschen ihr Hab und Gut. Das Essen wird knapp. Unschuldige Leute müssen sterben. Wer das nicht dort erlebt, ist gar nicht in der Lage, sich vorzustellen, wie schlimm das sein muss. Hoffentlich ist der Krieg so schnell wie möglich beendet."
In Anbetracht dieser Tragödie relativieren sich viele Dinge. Auch das Luxusproblem, das Foda in Bezug auf die Kaderfindung vorfindet. Nach aktuellem Stand fällt wohl kein einziger Akteur für den nächsten Lehrgang aus. Dazu agiert der Großteil als Stammspieler bei den jeweiligen Klubs (u. a. die Legionäre Heinz Lindner, David Alaba, Stefan Lainer, Martin Hinteregger, Stefan Posch, Aleksandar Dragovic, Philipp Lienhart, Florian Grillitsch, Konrad Laimer, Xaver Schlager, Christoph Baumgartner, Marko Arnautovic, Sasa Kalajdzic und Michael Gregoritsch). Sorgen bereiten nur einige wenige. Torhüter Daniel Bachmann bestritt seit 21. Jänner kein Spiel mehr bei Watford in der Premier League. Marcel Sabitzer hat sich beim FC Bayern trotz namhafter Ausfälle nicht im Mittelfeld durchgesetzt. Stefan Ilsanker verbuchte im Jahr 2022 gerade einmal fünf Pflichtspielminuten in Frankfurt, seit dem letzten Lehrgang im November 2021 insgesamt 14. Für den 60-fachen Teamspieler dürfte es in Anbetracht der enormen Konkurrenz schwierig werden, einen Kaderplatz zu ergattern. Dasselbe gilt für Yusuf Demir (Rapid) und Junior Adamu (Salzburg), die wohl in der U21 zum Einsatz kommen werden.
Die Zeit für Neuerungen bleibt nämlich ohnehin nicht. Der Großteil des Nationalteams trifft sich am Sonntag in Wien. Diejenigen Akteure, die am Sonntag im Einsatz sind, rücken am Montag nach. Das bedeutet, dass neben dem Abschlusstraining wohl nur ein vollzähliges Mannschaftstraining zur Verfügung steht. Experimente, auch in Form von Debütanten, darf man daher ausschließen.