Das Tivoli, der große Vergnügungspark in Kopenhagen, ist bis Donnerstag geschlossen. Es wird alles aufbereitet für Halloween. Kommt schon vorher, nämlich am Dienstag, eine Nacht des Grauens auf das österreichische Fußballteam zu? Wie auch immer. Franco Foda wird in diesen Tagen zu einem Meister der Verweigerung. Der Teamchef-Frage entzieht sich der 55-Jährige konsequent, obwohl diese permanent präsent ist. „Es ist bei mir kein Thema, weil ich mich nur mit der Mannschaft beschäftige und damit, wie wir gegen Dänemark bestehen können.“
Die letzte Chance
Das Spiel gegen Dänemark ist so etwas wie eine letzte Chance für den Nationaltrainer, will er nicht dem scheidenden ÖFB-Präsidenten Leo Windtner ins Ausgedinge folgen. Landet das Team den großen Coup und bezwingt die Unbezwingbaren, wird der Wahl-Grazer der Alpenrepublik zumindest bis zum WM-Play-off im März erhalten bleiben. Dass dies passiert, hält Foda für möglich, muss er ja, das gebietet schon der berufliche Anstand.
Dänemark sei eine „Einheit“, erklärt der Teamchef. Aber auch diese könne bröckeln. „Jedes Team hat Schwächen. Die Dänen sind bei Balleroberung in gewissen Räumen offen.“ Diese Umschaltphasen gelte es auszunützen. Ansonsten liebäugelt der Deutsche mit dem Überraschungseffekt. „Keiner rechnet mit uns. Wir sind Außenseiter.“ Aber diese sollen, so Foda, auch schon gewonnen haben.
Den Schein gewahrt
Österreich verliert mit Anstand, also knapp und nach tapferer Gegenwehr. Aber letztlich war es zu wenig. In diesem Fall könnte Foda darauf verweisen, dass ihm nicht das beste Spielermaterial zur Verfügung gestanden sei. Günstig für den Teamchef wäre, wenn sich seine Ausführungen über die Philosophie des Nationalteams nachweisen ließen. „Wir wollen immer aktiv sein, wir wollen den Gegner unter Druck setzen. Wir wollen zügig nach vorne spielen.“ Das sei auch in der Vergangenheit geschehen. „Da gibt es Statistiken, die das belegen.“ Es wäre möglich, dass Foda bleibt, aber nach der Kür des neuen ÖFB-Präsidenten (am Sonntag soll Gerhard Milletich gewählt werden) kann trotzdem alles anders kommen.
Die Zerstörung
Österreich erleidet ein spielerisches Debakel und rennt auch resultatmäßig ins Verderben. Dann wären die Tage von Franco Foda endgültig gezählt und der neue ÖFB-Chef müsste sich ab sofort um eine Alternative umsehen. Das Schlimmste ist durchaus zu befürchten. „Die Dänen haben durch den Fall Christian Eriksen noch mehr Teamgeist entwickelt. Sie verteidigen gemeinsam und greifen gemeinsam an“, sagt Foda. Im Nations-League-Finale gab es dazu ebenfalls Anschauungsunterricht auf höchstem Niveau. Frei Haus. Hat Foda seine Mannen dies richtig gelehrt, besteht noch die Möglichkeit eines Auswegs. Ansonsten geht in Kopenhagen eine Ära zu Ende.
Hubert Gigler aus Kopenhagen