Die Gründe“, sagt David Alaba, „sind ja bekannt“. Die Rede ist von den zahlreichen Absagen, die Österreichs Fußballteam bei jedem sogenannten „Lehrgang“ heimsuchen. Nur die Europameisterschaft war die berühmte Ausnahme vom Regelfall. Diesmal ist es besonders wild zugegangen. Denn zehn Stammspieler fehlen, einige natürlich, weil sie aufgrund von schweren Verletzungen tatsächlich nicht in der Lage sind, der Kickernation in dieser wieder sehr kniffligen Lage beizustehen.
Grundsätzlich erhebt sich jedoch die Frage, warum Franco Foda regelmäßig auf zahlreiche A-Kaderleute verzichten muss. Gibt es im Alpenland ein Mentalitätsproblem, ist die Person des Trainers maßgeblich oder handelt es sich bei der auffälligen Häufung von Verletzungen im Umfeld von Nationalmannschaftsterminen doch nur um puren Zufall?
David Alaba sieht jedenfalls keinen Grund, an der Einstellung seiner Kollegen zu zweifeln. „Ich glaube nicht, dass wir ein Mentalitätsproblem haben“, sagte der Kapitän im Vorfeld des Doppels gegen Färöer und Dänemark. „Ich denke, dass der Wille beim letzten Lehrgang vorhanden war und auch weiterhin da ist.“ Von ÖFB-Seite wird umgehend erklärt, dass zwischen den medizinischen Abteilungen der Klubs und des ÖFB-Teams alles „bestens dokumentiert“ sei. Man spreche sich regelmäßig ab.
Angeschlagen oder doch nicht, das ist hier die Frage
Marcel Sabitzer stand im September der National-Auswahl nicht zur Verfügung. Laut offizieller Version war der Neo-Bayern-Spieler angeschlagen. Vier Tage nach dem Match gegen Schottland stand der 27-Jährige jedoch im Bayern-Kader und wurde gegen seinen Ex-Verein Leipzig eingewechselt. Nun herrscht Praxismangel im Klub, Sabitzer ist mit von der Färöer-Dänemark-Partie.
Bei einigen Akteuren wie Marko Arnautovic, Christoph Baumgartner oder Valentino Lazaro ist von „muskulären Problemen“ als Abwesenheitsgrund die Rede. Aus Sicht der Sportmedizin ist das ein heikles Thema, denn die Überbeanspruchung fördert diese Art von Verletzungen. Eine schwerere Ausprägung in Form eines Muskelfaserrisses würde mindestens drei Wochen Pause nach sich ziehen.
Um der Gefahr vorzubeugen, haben die Vereine naturgemäß kein großes Interesse an zusätzlichen Belastungen. Eine spielfreie Periode käme den Klubs da sehr entgegen, stünden da nicht die Länderspiel-Blocks im Wege. Aufgrund der Abstell-Verpflichtungen der Vereine für die Nationalteams müssen plausible Erklärungen für Absagen geliefert werden. Muskelverletzungen gehören zu den beliebtesten Methoden.
Kontakt mit Foda "sehr eng"
Keineswegs angeschlagen sei indes das Verhältnis zu Teamchef Franco Foda. „Wir haben einen sehr engen Kontakt zum Trainer. Er legt uns natürlich einen Matchplan vor und es herrscht hier ein sehr enger Austausch“, meinte Alaba, der sich in Madrid bei Real gut eingelebt hat. „Es macht mir Spaß, eine neue Kultur kennenzulernen, in einem anderen Land zu spielen und eine neue Herausforderung anzugehen“, erklärte der Ex-Bayer.
Der zweite „Spanier“ im Nationalteam ist eigentlich keiner. Denn innerhalb der Mannschaft des FC Barcelona werde, so berichtet Yusuf Demir (18), Katalanisch gesprochen. Fünf Pflichtspieleinsätze hat der von Rapid Verliehene bereits hinter sich, die Zeiten im Klub sind schwierige. „Ich bin mir sicher, dass wir aus der Krise herauskommen werden“, meinte Demir, der auf die Hilfe von Trainer Ronald Koeman bauen kann, wie er erzählt.
In der Nationalmannschaft sei „die Stimmung gut.“ Sein erklärtes Ziel ist es, Stammspieler zu werden. „Am Ende entscheidet der Teamchef. Franco Foda hilft mir sehr.“